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Lara

Posted on 25.2.2021

Kritisches Thema ansprechen, das klang spannend. Gut darüber schreiben? hier Fehlanzeige. Zu erst ein paar Worte zur Optik: Ein paar hübsche, recht kindliche Tagebucheinträge sollen das Buch offensichtlich aufwerten. Nur leider täuschen auch die Zeichnungen nicht über die miese Recherche der Autorin hinweg. Ich hatte so viel von dem Roman erwartet und wurde so maßlos enttäuscht. Meine Cousine leidet unter SVV, damit bin ich dem Thema leider viel näher als mir manchmal lieb ist. Jetzt in diesem Buch zu lesen, wie die Autorin Klischee über Klischee verbreitet, tut richtiggehend weh. Betroffene brauchen professionelle Hilfe, eine Verhaltenstherapie und keine Liebe die urplötzlich auftaucht oder einen verantwortungslosen Roadtrip über Hamburg ans Meer (wohin auch sonst?). Wenn man sich so einem wichtigen und ernsten Thema annimmt, muss man es auch ordentlich zu Ende bringen. Dieses romantische Weichspülen, sein Auftauchen im Epilog an ihrem Geburtstag, das fand ich wirklich schrecklich. Immer wieder las ich, es sei ein persönliches Buch und so wichtig, nur leider habe ich davon im Buch selbst nicht viel gespürt. Außer der Tatsache, dass Leni mit Matti an ihrer Seite ihre Angst besser in den Griff bekommt, also mit Hilfe einer Therapie. Die Liebe ist keine Lösung für solche psychischen Krankheiten. Hinzu kommt, dass ich mit den Hauptfiguren Leni und Matti überhaupt nicht warm wurde. Es bleibt alles sehr oberflächlich, als hätte sich die Autorin nicht weiter an das ach-so-wichtige Thema getraut. Außerdem klingt die Sicht von Matti so gewollt, auch irgendwie ähnlich wie Leni. Ich musste immer wieder nachschauen, in wessen Kapitel ich da eigentlich war. Die kurzen, abgehackten Sätze haben es zusätzlich erschwert in einen vernünftigen Lesefluss zu kommen. Dann erfüllt die Autorin auch noch das Klischee eines schwulen Magersüchtigen, als wollte sie wirklich alles ansprechen. Die Nebenfiguren waren allerdings noch das Beste an dem Buch und ich hätte mir gewünscht mehr Zeit mit ihnen, als mit Leni verbringen zu können. Als es dann zum Roadtrip kam, wollte ich am liebsten abbrechen, aber ich lese Bücher grundsätzlich zu Ende. Ein paar mal ein bisschen Panik, aber mit Matti gar nicht so schlimm. An Pathos wurde auch nicht gespart. Der Epilog war aber dann einfach zu viel des Guten. Ein noch zuckersüßeres Happyend fern jeder Realität hätte es kaum geben können

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