sarah_lenaschmidt
Klappentext: Amma ist frischgebackene Dramatikerin und hat hart gearbeitet, um als schwarze Frau endlich im Mainstream der Theaterszene anzukommen. Ihre Freundin Shirley fühlt sich als Lehrerin an einer heruntergekommenen Schule ausgebrannt. Shirleys ehemalige Schülerin Carole ist eine erfolgreiche Investmentbankerin. So unterschiedlich die Lebensentwürfe der Frauen auch sind, jede ist auf der Suche nach etwas: Anerkennung, Liebe, ein Zuhause… Jede Generation hat für etwas gekämpft, das für die nächste schon selbstverständlich ist. Evaristo führt die Berührungspunkte der Frauen zusammen und eröffnet damit einen völlig neuen Blick auf die Welt. Ich war ein wenig überrascht, dass einige Charaktere in der Geschichte selbst für people of colour sehr rassistisch gegenüber hellhäutigen Personen waren. Leider haben mir oftmals die lesbischen und feministischen Figuren in einer Person nicht so zugesagt. Diese oftmals männerfeindlichen Ansichten waren mir zu extrem. Es kam manchmal auch so rüber, als wäre Feminismus oder Sexualität eine Art Religion. Es wird oftmals nicht differenziert. Der Gedanke, dass letztendlich alle nur Menschen sind und in dieser Hinsicht zusammenfinden können, unabhängig von der Hautfarbe und Sexualität. Shirley fand ich einen interessanten Charakter da sie sich als Lehrerin an einer heruntergekommenen Schule ausgebrannt fühlt. Dies entspricht vielen Lehrern heutzutage ebenso. Sie sind am Anfang motiviert und wollen etwas verändern und bekommen dann vom Staat und der Politik die volle Breitseite ab. Daraufhin gibt es viele Lehrer, die vergessen haben, warum sie eigentlich diesen Beruf ausüben wollten. Der Ausblick auf die nächsten Generationen an Shileys Schule waren sehr entmutigend. Junge Mütter mit oder ohne guten Schulabschluss und Kriminelle sowie Drogendealer junge Männer, die wahrscheinlich in einer Straßenschlacht der Gangs frühzeitig sterben werden. Gerade der Aspekt mit den jungen Müttern wurde auch aufgegriffen. Carole hat verschiedene Kinder von verschiedenen Männern. Kommt vor, spricht aber auch für eine oftmals ungeklärte Identitätsfrage bei den Kindern. Wer bin ich und woher stammen meine Wurzeln? Eine Frage die sich viele stellen und oftmals in einer Identitätskrise enden. In dem Hörspiel ist es oftmals die Frage nach dem, bin ich Engländerin oder doch mehr ein Kind einer afrikanischen Kultur? Die Protagonistinnen geraten öfters in einen Gewissenskonflikt und müssen dann auch vor ihren Familien beziehungsweise Eltern eine Antwort parat haben. Letzteres war ein gut dargestellter Aspekt. Denn ein paar der Protagonistinnen standen vor diese Situation und sollten sich oftmals für eine Lebensart entscheiden oder ihr Leben danach richten. Ein Kampf darum, es den Eltern recht zu machen und einer oftmals schon unbekannten Kultur die eigene Freiheit zu opfern oder einen Platz in der neuartigen Gesellschaft mit ihren Vorurteilen und Rassismus zu finden und sich zu erkämpfen. Amma war ein gelungenes Beispiel für Integration, eigener Selbstverwirklichung und hinterfragendem Feminismus. Ich konnte sie noch am meisten nachvollziehen und war berührt von ihrer Familiengeschichte mit ihrer Tochter und deren Beziehung zu ihrem Vater. Sie haben zusammen ein gelungenes Familienkonzept erstellt, in dem jeder sein Glück finden kann und trotzdem Beziehungen untereinander bestehen. Denn viele andere Familienkonstellationen waren mehr als toxisch, verlogen oder unbeständig. Letzen Endes waren die wenigsten Protagonistinnen wirklich glücklich mit ihren Leben und Beziehungen. Mir waren manche feministischen Ansichten selbst schon zu männerfeindlich und rassistisch, dass ich vieles nicht nachvollziehen kann und schon ein wenig für den Leser oder Hörer bedenklich finde, dass diese Ansichten nicht ein falsches Bild vermitteln. Ich bin geteilter Meinung über das Hörbuch, auch wenn die Sprecherin es gut vertont hat, kam ich zu Beginn nicht ganz in die Geschichte rein. Es wurde besser. Ich gebe daher 3,5 Sterne und kann es bedingt weiterempfehlen.