mrsrabe
Eine gut situierte Familie im amerikanischen Mittleren Westen. Die Geschichte beginnt in der Mitte der 90er Jahre. Die Eltern, Jonathan und Jane Gordon, sind beide in einer psychiatrischen Einrichtung tätig. Adam, der Sohn ist ein cooler Typ mit einem begnadeten Talent für Rhetorik. Als sich Adam mit Darren anfreundet, ohne zu wissen, dass dieser ein Patient seines Vaters ist, hat dies tragische Folgen. Ben Lerners Roman Die Topeka Schule ist ein höchst komplexer Roman, der um einige wichtige Themen kreist und einiges an Gesellschaftskritik in sich birgt. Die vordergründig privilegierte Familie leidet an einer komplizierten Familiengeschichte. Jane, die auch als Autorin eines feministischen Buches reüssiert, versucht den Missbrauch durch den Vater zu bewältigen. Ihr Mann Jonathan begeht Ehebruch und der talentierte Redner Adam versinkt in Sprachlosigkeit. Dieser Familie gegenübersteht Darren, der gemobbte Außenseiter mit kognitiven Defiziten. Der Autor gibt den Gordons in unterschiedlicher Perspektive eine Stimme. Für Adam steht eine Erzählstimme in der dritten Person zur Verfügung, die Eltern erzählen jeweils aus der Ich-Haltung, sprechen Adam oft direkt an. In kursiv geschriebenen Einschüben erfahren wir von Darren. Nicht nur am Cover des Buches steht bedrohlich ein Unwetter bevor. „...aber er war geradezu besessen von Tornados und sagte, er würde seine Kraft dazu verwenden, einen Tornado zu machen…“ Es fiel mir überhaupt nicht leicht diesem Buch zu folgen. Ich kann gar nicht sagen, dass ich den „Faden verloren“ hätte, denn es gibt keinen richtigen roten Faden, keinen chronologischen Handlungsverlauf. Oft gibt es mitten in einem Absatz einen gedanklichen Vorgriff auf Geschehnisse, die da kommen werden. „Wir kreisten über JFK und warteten auf die Landeerlaubnis; die Verzögerung war wetterbedingt; wir befanden uns in den Ausläufern eines Unwetters, in starken Turbulenzen.“ So wie die kreisenden Flugzeuge ziehen die Gedanken Schleife um Schleife dahin, oft ohne für mich erkennbaren Zusammenhang. Thematisch war da sehr viel drinnen, aber die Macht der Sprache – um die es in diesem Buch auch sehr stark ging - war hier leider nicht mit mir.