Caro
Was wäre, wenn Mulan in die Unterwelt hätte reisen müssen? Hauptmann Shang hat Mulan, also eigentlich den Soldaten Ping, im Kampf gerettet und ist dabei selbst lebensgefährlich verwundet worden. Nun steht er auf der Schwelle zum Tod. Mulan würde alles tun um ihn zu retten und so kommt es, dass sie sich auf eine gefährliche Reise in die Unterwelt Diyu macht. Dort fordert sie den König und Herrscher der Unterwelt Yama dazu auf, Shang freizulassen. Mulan hat bis Sonnenaufgang Zeit, seinen Geist zu finden und gemeinsam mit ihm die Unterwelt zu verlassen. Wenn sie es nicht schafft, so ist nicht nur Shangs Leben verloren, sondern auch Mulans, denn sie muss dann für immer in Diyu bleiben. Wird sie es schaffen, bevor es zu spät ist? Meine Meinung: Man wird mitten in das Geschehen hineingeworfen. Das kam sehr plötzlich, hat mir aber gut gefallen, weil man sich auch schnell orientieren kann, wenn man den Zeichentrickfilm Mulan von Disney gesehen hat und einigermaßen gut kennt. Ich würde sagen, dass es auch möglich wäre, das Buch zu lesen ohne den Film vorher gesehen zu haben, denn es gibt einige Rückblenden, die sich auf wichtige Handlungselemente beziehen, aber wo wäre da der Spaß? Ich denke sowieso, dass sich für die Twisted Tales-Reihe vor allem Fans der entsprechenden Filme interessieren. Je besser man den Film kennt, desto größer ist das Lesevergnügen! Ich mag Mulan wirklich gerne, gucke ihn mindestens einmal im Jahr und kenne den Film daher beinah auswendig. Deshalb war es sehr schön zu lesen, wie einzelne Elemente des Films in die Handlung des Buchs eingeflochten werden. Die beschriebene Eingangsszene hatte ich direkt vor Augen und auch die altbekannten Charaktere Mulan und Shang haben die Charaktereigenschaften, die ich aus dem Film kenne. Darüber hinaus ist es aber schön, noch mehr darüber herauszufinden, wie es in Mulan aussieht und was in ihr vorgeht. Dabei hält sich Elizabeth Lim gut an die Filmvorlage und setzt die Protagonistin sehr gut um. Aber was ist mit dem twisted Teil dieser Geschichte? Die Verbindung zwischen der „echten“ Geschichte und der alternativen aus dem Buch ist wirklich sehr gut gelungen. Es gibt viele neue Elemente, denn es spielt sich ja in der Unterwelt ab und da hat die Autorin ihren ganzen Freiraum ausgenutzt. Das hat mir gut gefallen. Es gibt auch einen neuen Charakter, den man sofort ins Herz schließt und den ich im Film vermissen werde, wenn ich ihn das nächste Mal gucke. Insgesamt gefällt mir diese Alternative der Geschichte also sehr gut. Es gibt allerdings zwei Sachen, die ich kritisieren würde. Zum einen entwickelt sich die Geschichte durch den Gang durch die Unterwelt so anders, dass sie nicht mehr so enden kann wie im Original. Es ist quasi gleichzeitig auch ein alternatives Ende. Das hat mir irgendwie nicht so gut gefallen, denn das Ende wird nur angedeutet und wenn es schon anders ist, dann hätte ich gerne mehr darüber erfahren. So hat man das Ende aus dem Film stark im Gedächtnis und kann es nur schwer mit dem anderen Ende in Einklang bringen. Dafür, dass der Anfang so gut gepasst hat, ist das schade. Die zweite Sache hängt insofern damit zusammen, als dass die Reise durch die Unterwelt sehr viel Raum in der Handlung einnimmt, sodass meiner Meinung nach nicht mehr so viel Platz für das Ende ist. Der Mittelteil war mir teilweise ein bisschen zu lang. Mulan und ihre Freunde mussten immer noch ein neues Abenteuer bestehen, sodass ich mich manchmal gefragt habe, wann es denn nun vorbei ist. Nichtsdestotrotz fand ich die Unterwelt sehr kreativ umgesetzt und Mulans Reise auch spannend erzählt. Alles in allem hat mir die Adaption der Mulan-Geschichte richtig gut gefallen. Sie hat Spaß gemacht zu lesen, war spannend und hat die wichtigste Message des Films transportiert und interpretiert: Du bist gut so wie du bist!