Wordworld
__________________________ Die Eindrücke: Handlung: Jason Reynolds erzählt hier 10 kurze Einzelgeschichten, die auf den ersten Blick zusammenhangslos erscheinen, sich aber nach und nach zu einem Gesamtbild zusammensetzen. Kinder, Lehrer, Eltern, Hausmeister, Verkehrslotsen und ein rätselhafter Schulbus, der vom Himmel fiel - immer wieder auftauchende Figuren und Motive ziehen sich wie ein roter Faden durch die kurzen Einzelerzählungen und verbinden die kurzen Eindrücke zu einem Gesamtwerk. Schreibstil: Jason Reynolds, den ich schon aus "Die Sache mit dem Glücklichsein" kenne, verknüpft auch hier auf sehr charmante Art und Weise eine ganze Fülle an tragischen Themen mit witzigen Ereignissen direkt aus der Mitte des Lebens, sodass es zugleich um philosophische Abhandlungen über Popel, Süßigkeitendeals, Freundschaftsflaggen, spontane Comedy-Shows und Pferderennen auf dem Schulgang - eben Kinder, die sich einfach verhalten wie... Kinder - und ernste Problemthemen gehen kann, ohne dass diese wie ein Fremdkörper in der Geschichte wirken. Die behandelten Themen reichen dabei von einer gefährlichen Erbkrankheit, Eltern mit Krebs, Mobbing und Homophobie, Gefängnisaufenthalte, Demenz bis hin zu Angst und erreichen so, dass zwischen den lustigen Geschichten auch subtil etwas Inhalt transportiert wird. Figuren: Neben dem Schreibstil und dem leichten Umgang mit den schwierigen Themen, sind vor allem die Protagonisten Träger des Romans. Die vorgestellten Figuren haben alle ihre eigenen Kämpfe auszutragen und auch wenn die Einblicke in ihr Leben sehr kurz sind, hat man nach jedem Kapitel den Eindruck, die erzählenden Kinder gut zu kennen. Egal ob Zocker, Mobber, Einzelgänger, Gangs oder Klassenclowns - Jason Reynolds hat hier eine ganze Palette an unterschiedlichen Kindern herausgesucht, die ihre Klischee-Kategorien jedoch schon nach wenigen Seiten Lügen strafen. Unter spritzigen Titeln nutzt er verschiedene Erzählformate wie Listen, Rückblenden, verschiedene Perspektiven und Erzählebenen, um die einzelnen Erzählungen zu individualisieren und deutlich zu machen, wie wichtig es ist, auch außerhalb des Straßenverkehrs in beide Richtungen zu blicken (aka lahme Anspielung auf den Originaltitel "Look Both Ways"😂). __________________________ Das Zitat: "Eigentlich sollte diese Geschichte ja so anfangen wie alle supergenialen Geschichten: mit einem Schulbus, der vom Himmel fällt. Aber keiner hatte gesehen, wie es passiert ist. Keiner hatte was gehört. Deshalb fängt diese Geschichte eben nur wie eine ... gute Geschichte an. Mit Popeln." __________________________ Das Urteil: Zehn Schulwegerlebnisse, die von Freiheit, Autonomie und Begegnung, aber auch von Gefahr, Angst und Konfrontation erzählen - pointiert, authentisch und mitreißend erzählt! Mit der einfühlsamen Erzählperspektive und vielen witzig-skurrilen Situationen mitten aus dem Leben, gelingt Jason Reynolds mit "Asphalthelden" die schwere Gradwanderung zwischen Ernsthaftigkeit und Unterhaltsamkeit, Trauer und Freude, Emotionen und Witz und lässt seine Anthologie traurig und schön zugleich wirken.