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blerta

Posted on 20.2.2021

Hyoju ist eine junge Frau, die ihre Eltern bei einem Autounfall verloren hat. Ihr Job wurde ihr gekündigt, sie fühlt sich leer und ihr Freund hat die Beziehung beendet. Plötzlich bekommt sie einen Anruf, dass ihre Grossmutter, die sie nie kennengelernt hat, ihr ein Erbe hinterlassen hat. Sie fährt in das Dorf, um der Trauerfeier beizuwohnen und erfährt dort von den Dorfbewohnern merkwürdige Dinge über den Wald, den sie nie betreten sollte … Meine Meinung Ich fand den Klappentext und die Beschreibungen zum Buch so vielversprechend, dass ich mich sehr gefreut habe, das Buch als Rezensionsexemplar lesen zu dürfen. Gleich zu Beginn lernt man Hyoju kennen: Wie sie lebt (oder eben nicht lebt), ihre Vergangenheit und ihre momentane arbeitslose und traurige Situation. Obwohl es recht viele Erklärungen waren, fand ich es interessant, da ich der Meinung war, dass es diese Informationen in gewisser Weise brauchte. Auch als sie dann ins Heimatdorf ihrer verstorbenen Grossmutter kam, war ich froh über die Erklärungen der verschiedenen Traditionen und Verhaltensregeln, die dort Sitte waren. Trotzdem muss ich anmerken, dass der Einstieg in die Geschichte viel zu lang war. Weshalb ich wenig Verständnis für den Klappentext aufbringen kann, der praktisch die erste Hälfte des Buches zusammenfasst. Ich habe während des Lesens gewartet, dass endlich dieser geheimnisvolle Wald ins Spiel kam – was dann auch kurz vor der Hälfte passierte – aber es war meiner Meinung nach einfach viel zu spät. Vieles wirkte auf mich in die Länge gezogen und nicht essenziell für die Geschichte. Aufgrund dessen, dass es zu sehr in die Länge gezogen war, kam bei mir nie richtig Spannung auf. Erst als der Mann aus dem Wald, Muyeong, dazukam wurde ich hellhörig. Ich wollte mehr über ihn erfahren und auch herausfinden, was er mit dem Wald zu tun hatte. Den Schreibstil fand ich interessant. Er war auf jeden Fall anders, aber er war auf eine gewisse Art und Weise sehr angenehm zu lesen. Manchmal wirkte er etwas leblos oder karg, aber im Grunde mochte ich ihn. Was mich daran am meisten gestört hat, waren die Beschreibungen der Natur. In diesem Buch spielt der Wald eine grosse Rolle – da hätte ich mir sehr gerne schönere, mit Metaphern beschmückte Beschreibungen gewünscht. Mit der Zeit wurde auch sehr vieles immer wieder wiederholt, was mich in meinem Lesefluss störte. Sehr gut gelungen fand ich trotzdem die Atmosphäre, die im Buch herrschte. Obwohl es ein Fantasiewald mit merkwürdigen Kreaturen und eigenen Regeln war, befand ich ihn nicht für merkwürdig. Sondern als normal, da die Autorin es geschafft hat, diesen Wald so in ihre Welt zu manifestieren, dass ich das gar nicht weiter hinterfragt habe. Ich habe mich jedes Mal gefreut, als Hyoju sich mit Muyeong wieder auf die Suche nach ihrem Schatten gemacht hat. Vor allem war die Magie dieses Waldes so glaubhaft und deshalb finde ich es so ärgerlich, dass mich die Worte nicht ganz erreichen konnten … Von überraschenden Wendungen kann ich hier nicht sprechen, aber es gab Verläufe, die ich nicht ganz so erwartet hätte. Die Thematik mit den Schatten fand ich sehr im Ansatz sehr tiefgründig. Im Allgemeinen waren die Traditionen und Geschichten rund um den Wald sehr durchdacht. Dass der Schatten eines jedermanns nicht nur ein Schatten ist, den man mit sich rumträgt, sondern eben vieles mehr, hat mich zum Nachdenken gebracht. Nicht, dass ich jetzt fürchte, mein Schatten würde eines Tages einfach verschwinden, aber diese Schattenthematik ist etwas, um das ich mir nie Gedanken gemacht hätte und deshalb finde ich es auch als Geschichtenidee sehr interessant. Nur fürchte ich, dass diese Idee viel mehr Potenzial gehabt hätte. Ich hätte mir mehr Tiefe in den Charakteren und der Thematik, mehr Gefühle und vor allem einen längeren oder mehr Geschehnisse im Plot gewünscht. Fazit Sehr spannende Thematik und Idee, die ich bisher noch nie so gelesen oder gehört habe. Leider – finde ich – wurde nicht das volle Potenziale der Idee genutzt. Die Charaktere waren mir zu flach, die Storyline ziemlich ereignislos und es war wenig Tiefgründigkeit vorhanden. Der Schreibstil war sehr interessant und angenehm zu lesen. Ich hätte mir dort gerne etwas bildhaftere Beschreibungen gewünscht. Spannung war praktisch nicht vorhanden, aber ich mochte die Atmosphäre im Buch sehr gerne. Im Grunde ein grandioser Ansatz für eine tolle Geschichte, aber es war mit leider zu wenig von allem.

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