Bibliaphilia
„Falkenmädchen“ ist der Auftaktband von Asuka Lioneras Divinitas Reihe, die in diesem Jahr völlig neu überarbeitet veröffentlicht wurde. Dank Lioneras gefühlvollem und mitreißendem Schreibstil, bin ich sehr schnell von der Geschichte mitgerissen worden. Die Perspektivwechsel zwischen den beiden Protagonisten Miranda und Aeric geben einen tiefen Einblick in die Gefühle der beiden, die deutlich in den Fokus der Erzählung gerückt werden. Es ist mir dadurch von Beginn an sehr leichtgefallen, mich in Miranda hineinzuversetzen und ihre Ängste, Trauer und Wut angesichts ihrer schrecklichen Ausgangslage nachzuempfinden. Die Art und Weise, wie am Anfang eine Vergewaltigung thematisiert wird, hat mich allerdings schwer gestört.. Die Handlung nimmt mit Auftauchen der Jäger schnell an Fahrt auf und offenbart früh, dass zwischen Miranda und Aeric eine besondere Verbindung besteht. Es ist spannend mitzuverfolgen, wie die beiden immer wieder zusammentreffen und Aeric sich Miranda in ihrer Falkenform öffnen kann. Er ist mir mit seiner gutherzigen und niedlichen Art ebenfalls schnell ans Herz gewachsen. Neben diesen Vorzügen gab es allerdings auch noch weitere Punkte, die mich mehr oder weniger stark gestört haben. Besonders schade fand ich, wie die Charaktere durch den Einfluss des Schicksals oder von Zaubern zu willenlosen Marionetten werden. Die Beziehung zwischen Miranda und Aeric entwickelt sich zwar interessant und man erhält durch die Perspektivwechsel einen wundervollen Einblick in ihre Gefühle, jedoch haben mir ein schrittweises Kennenlernen und vor allem Gespräche zwischen den beiden gefehlt. Miranda sträubt sich zunächst gegen die unerklärliche und vor allem auch komplizierte Anziehung zu Aeric, gibt sich für meinen Geschmack dann aber zu schnell mit ihren großen Gefühlen auf den ersten Blick zufrieden. Die große Vermittlerrolle, die dem liebenswürdigen Falkner Phil in dem ganzen Chaos zukommt, fand ich teilweise zu viel des Guten. Gerade in romantischen Augenblicken hätte ich mir mehr Zweisamkeit gewünscht. Wer sich wenigstens in der zweiten Hälfte des Romans eine Entwicklung der Beziehung zwischen den beiden Gefährten erhofft, wird leider auch bitter enttäuscht. Etwa ab Seite 179 nimmt Mirandas Geschichte rasante Wendungen, denen man aufgrund zahlreicher Zeitsprünge nicht mehr folgen kann. Ich habe mich zunächst darüber gefreut, dass die Handlung durch Aerics Pakt mit einer Elfenprinzessin auch noch eine politische Seite bekommt, aber leider wird man durch Mirandas Perspektive nur vor vollendete Tatsachen gestellt und kann die Entwicklung des Königreiches nicht mehr verstehen. Unerklärlicherweise sieht Miranda auch noch der extremen Wesensveränderung ihres Mannes und dem Auseinanderleben der beiden ebenso tatenlos zu. Es hat mich zwar auch neugierig gemacht, lange im Unklaren gelassen zu werden, aber vor allem war ich wütend zu sehen, dass sich alles auf eine Tragödie zu bewegt, weil keiner der Charaktere die Eigenschaft besitz zu Hinterfragen oder offene Gespräche zu suchen. Die abschließende Erklärung für Aerics Wandel und Mirandas starke Verantwortungsübernahme hat mich nicht über die ungerechte Entwicklung, die der gutherzige Falknerlehrling nimmt, hinwegtrösten können. Ich freue mich dennoch besonders auf den Folgeband Wolfsprinz, bei dem mir die Liebesgeschichte und Handlung schon in der älteren Version besser gefallen hat.