seehase1977
Gelungenes Thriller-Debüt – da geht auf jeden Fall noch mehr Die Kunstexpertin Anke Neuhaus soll für ihren Chef eine kurz vor der Eröffnung stehende Kunstgalerie vor dem Ruin bewahren. Eine schier unlösbare Aufgabe, zumal sich das Museum mitten im bayerischen Nirgendwo befindet und Anke, die alleinerziehende Großstädterin, mit ihren beiden Töchtern und ihrer Alkoholsucht schon genug Probleme zu bewältigen hat. Doch dann erhält Anke unerwartet Hilfe von dem in der Szene bekannten Maler Niels Sörensen, der ihr seine Bilder – Portraits von weinenden Kindern – zum Verkauf anbietet. Alles scheint sich zum Guten zu wenden, doch Anke ahnt noch nicht, was für ein gefährliches Drama dieses Angebot ins Rollen bringt… Meine Meinung: „Das Weinen der Kinder“ ist das Debüt des Allgäuers Arne M. Boehler. In seinem spannenden Thriller entführt der Heavy Metall-Fan seine Leser ins Kunstmilieu und kreiert hiermit ein Setting, dass sich definitiv von anderen Spannungsromanen absetzt. Mir hat die Story unterhaltsame Stunden beschert. "Sein Blick fiel auf ein graues, großformatiges Objekt, das ganz hinten in der Ecke an der Wand lehnte, zur Hälfte verdeckt von unbenutzten Leinwänden und einem blauen Vorhang, der vor einer schmalen Lüftungsluke hing." Doch obwohl es gleich im ersten Kapitel zu einem Mord kommt, braucht es eine Weile, bis ich mit dem Thriller, der Story und den Protagonisten warm werde. Doch nach und nach greift ein Rädchen ins andere, die Geschichte legt an Tempo und Spannung zu. Dunkle Geheimnisse, menschliche Schicksale und eine düstere Vergangenheit, all das ist miteinander verwoben, neue Entwicklungen und diverse Wendungen halten den Leser bei Laune und den Spannungsbogen bis zum Ende hoch. Arne M. Boehler hat einen guten, abwechslungsreichen Schreib- und Erzählstil. Seine Beschreibungen sind klar und bildhaft. Auch die Charaktere in diesem Buch sind besondere. Anke Neuhaus ist für mich keine Sympathieträgerin und der Berg an Problemen und die innere Zerrissenheit, mit denen sie zu kämpfen hat, sind zwar gut dargestellt, mir aber ein bisschen zu dick aufgetragen. Kommissar Wigland und seine unkonventionelle Art habe ich anfangs mit Skepsis betrachtet, im Laufe der Story hat mir gerade seine Persönlichkeit am besten gefallen. Mein Fazit: Ein lesenswertes Thriller-Debüt mit einem ungewöhnlichen Setting, einer spannenden, gut aufgebauten Story und ganz eigenen Charakteren. Manches war mir zu dick aufgetragen, anderes ein bisschen zu dünn. Ich bin mir sicher, da geht noch mehr und die zukünftigen Plots und Protagonisten des Autors werden sich weiterentwickeln und mehr Tiefe bekommen. Man darf gespannt und neugierig sein.