mabuerele
„...Aus dem Brett, das ich offenbar vor dem Kopf hatte, hätte ich locker ein Gartenhaus bauen können...“ Das ist nur einer der Gedanken, die Becky bei ihrem Flug nach Irland kommen. Sie hat sich gerade von ihrem Freund getrennt und ist aus dem Job geflogen, weil sie ausgerastet ist. Für ihre Freundin Flo ist das nicht vorstellbar, denn das ist zuvor noch nie passiert. Becky war immer die Ruhe in Person. Auf den Weg nach Greycastlehill bleibt Becky für eine Nacht in einem Hotel in Dublin. Dort trifft sie auf Ian. Betrunken landet sie in der Nacht in seinem Zimmer. Sie wollte ihm nur die neuen Dessous zeigen. Am nächsten Morgen verschwindet sie still und leise. Allerdings fehlt ihr ein Stück Film. Dass beide ausgerechnet in Greycastlehill wieder aufeinander treffen, hat keiner von ihnen geahnt. Die Autorin hat einen abwechslungsreichen Liebesroman geschrieben. Die Geschichte lässt sich zügig lesen. Für mich war es das erste Buch aus der Reihe. Ich hatte aber kein Problem, der Handlung zu folgen. Der Schriftstil ist abwechslungsreich. Er passt sich den ernsten Themen an, enthält aber auch viele humorvolle Stellen. Ein besonderes Stilmittel besteht darin, dass der Erzähler wechselt. So lerne ich die Sicht von Becky und Ian kennen. Während Becky schon am Anfang gut charakterisiert wird, weiß ich zwar, dass Ian auch sein Päckchen zu tragen hat, erfahre aber erst spät, was wirklich passiert ist. Ab und an flammen bei ihm Erinnerungen auf, die kursiv gesetzt sind, aber mehr verschleiern als beantworten. Auch Beckys Rückblicke sind kursiv gesetzt. Ich mag ihren trockenen Humor. „...Vor zwei Wochen ist Mister Bilsen den Reizen seiner dreißig Jahre jüngeren Sekretärin Hayden endgültig erlegen. Sie konnte noch nie eine Excel – Tabelle von einer Telefonzelle unterscheiden, aber ihr Körper beinhaltet mehr Plastik als ihr Büro...“ Einer der besonderen Persönlichkeiten in dem kleinen irischen Ort ist Mister Morty mit seiner Pfeife. Er hat für jeden einen passenden Spruch auf Lager. Der für Ian lautet: „...Das ganze Leben ist eine Postkarte. Es hängt nur davon ab, was du draufschreiben willst...“ Einerseits häufen sich zwischen Ian und Becky die Missverständnisse, andererseits ist nicht zu überlesen, wie es zwischen ihnen knistert. Doch Becky hat Probleme damit, dass sie über die Nacht in Dublin nichts weiß. Gleichzeitig muss sie ihr Leben neu organisieren. Das trifft übrigens auch auf Ian zu. Im Ort selbst ist die reife Generation damit beschäftigt, die Rückkehr des Earls zu erwarten. Doch seine Charakteristik ist, kurz auf den Punkt gebracht, wenig positiv. „...Launisch, ungerecht, eingebildet und anstrengend trifft es eher. Unverschämt nicht zu vergessen...“ Nach und nach lerne ich Beckys Phantasie und Einfallsreichtum kennen. Selbst bei einem heruntergekommenen Schloss sieht sie noch Rosenstöcke blühen. Die Autorin versteht es, dies mit ausgefeilten Worten und passenden Metaphern wiederzugeben. „...Mein Atem malte Löwezahnwolken in die nach feuchtem Gras duftende, kalte Luft, als ich gähnend den Hügel nach oben marschierte...“ Intensive und gut ausgearbeitete Gespräche bringen nicht nur die Handlung voran, sondern geben ebenfalls einen Einblick in die Gefühlswelt und das Denken der Protagonisten. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.