SternchenBlau
Nett, aber wäre mehr Potential drin gewesen Hm, obwohl es jetzt erst knapp 5 Tage her ist, dass ich den 2. Band dieser Dilogie beendet habe, ist bei mir irgendwie emotional nicht so viel hängen geblieben. Nicht falsch verstehen: Als nette Unterhaltung lässt sich „One True Queen“ lesen, ich hätte mir nach dem 1. Band aber irgendwie mehr erwartet, den ich damals mit 4 Sternen bewertet habe. Jennifer Benkau macht weiterhin vieles richtig macht, so ist die Liebesgeschichte z.B. nicht toxisch. Der Bösewicht ist toxisch, aber generell werden die Gewaltdarstellungen nicht übertrieben. Eine Content Note wegen finde ich aber dennoch angebracht: psychische Grausamkeit, Manipulation, PTBS, Traumaerfahrung, Albträume, Folter, Tod Benkau hat auch viele schöne Ideen hat, also spielt da sicherlich bei mir auch enttäuschte Erwartung mit rein. Bei der ganzen Idee mit Lyaskye sind mir die politischen Implikationen und Metaphern schlussendlich nicht gut genug durchdacht. So bleibt es eine schöne Grundidee, deren Potential aber zu wenig genutzt wird. Vieles (wie die Suche nach dem Vater) wirkt dann auf mich beliebig. Dabei wäre hier so viel möglich gewesen. Generell wird mir zu viel ÜBER etwas geredet, als dass die Handlungen der Protagonist:innen den Plot vorantreiben würden. Dazu viel Hin und Her. Das große Figureninventar wird in den jeweiligen Entwicklungen oftmals nur abgehandelt, was ich umso mehr schade fand, desto mehr sie im ersten Band gut aufgebaut wurden. Der erste Satz des Buches ist da fast schon wegweisend: „Es sind zu viele.“ So führte der Tod von Figuren bei mir leider zu – nichts. Auf jeden Fall zu keiner emotionalen Reaktion. Die letzten 20 Seiten wirkten für mich dann auch eher wie ein Appendix. Auf der Positivseite: Ich habe mich inhaltlich über wenig wirklich geärgert, mit Nathaniel gibt es einen grundsätzlich spannenden Schwarze Nebenfigur, leider wird her dann erst recht Potential verschenkt. (Ich bin allerdings am Grübeln, warum mir seine Identität beim 1. Band nicht aufgefallen ist, weil ich eigentlich darauf achte, war es hier stärker markiert.) Schade fand ich, dass, nachdem Liams Traumaerfahrung durchaus gut geschildert wurde, dass die Dynamik von psychischen Erkrankungen etwas sehr lapidar abgehandelt wurde. Denn Mailins selbstausgedachter Konfrontationsansatz klappt selbstverständlich gleich beim ersten Versuch. Das erinnert dann schon sehr an die „Wahre Liebe heilt psychische Erkrankungen“-Trope (Klischee). Über allem hängt eh immer das weibliche Märtyrer-Trope, aber hier gibt es in dem Band einen guten Twist. Fazit: Ich mag die Welt und die Ideen in der Dilogie. Im 2. Teil fand ich aber viel verschenktes Potential, dafür sind viele toxische Klischees gut umschifft worden. 3 von 5 Sternen.