Gabriele
Eva, Jan und Iris sind Cousins, die 1966 das Licht der Welt erblickten. Zwei wuchsen im thüringischen Sonneberg auf, wo die Familie schon seit Beginn des Jahrhunderts eine Spielzeugfabrik betrieb. Iris ist die Tochter des ältesten Sohns der Familie Langbein, der schon vor der Geburt seiner Tochter in den Westen geflüchtet ist. Zu dritt räumen sie das Stammhaus der Familie in Sonneberg und erinnern sich dabei an die gemeinsame Zeit im Sommer 1975. Damals durfte Iris die Ferien bei den Großeltern in Sonneberg verbringen. Kati Naumann, deren Urgroßeltern in Sonneberg selbst in zweiter Generation eine Spielzeugfabrik führten, hat eine einfühlsame, gut lesbare Geschichte über Gegenwart und Vergangenheit geschrieben. Sie hat für ihre Recherche in Archiven gestöbert und mit Zeitzeugen gesprochen. Ebenso wie in ihrem ersten Roman „Was uns erinnern lässt“ (der mich sehr neugierig auf den Rennsteig gemacht hatte) hat sie sehr nachvollziehbar die Historie der grenznahen Sperrzone gezeichnet. Abwechselnd begleitet sie in einem Erzählstrang die Cousins beim Räumen des Hauses und erzählt in einem zweiten von der Puppen- und Tierherstellung über ein Jahrhundert hinweg. Zu erfahren, wie mühsam der Beginn war und was für Schwierigkeiten die Fabrikbesitzer und Arbeiter nach den Kriegen zu überwinden hatten, fand ich interessant. Was mir auch sehr gefiel, war die Darstellung der Unterschiede zwischen den Generationen. Ebenso werden die Unterschiede zwischen West- und Ostdeutschland deutlich. Ich finde es immer wieder spannend zu erfahren, warum noch heute in manchen Köpfen die Grenzen existieren. In diesem Buch jedoch werden sie aufgehoben, die jüngere Generation kommt sich näher und stellt gemeinsam etwas auf die Beine. Ich wünsche diesem Buch viele junge LeserInnen, die gar nicht mehr wissen, wie es damals in der DDR zuging. Denn nur mit dem Wissen darüber kommt auch Verständnis füreinander auf. Heute muss niemand mehr neidisch über innerdeutsche Grenzen hinwegsehen, aber eine wirkliche Einheit lässt leider auf so manchem Gebiet noch auf sich warten.