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Posted on 16.2.2021

Konrad und Paul - Pandemiegeschichten aus der schwulen Society Sind wieder da. Und wie alle anderen gezwungen mit dieser Pandemie klarzukommen. Ralf König hat diese vierteiligen Panels auf Instagramm und Facebook veröffentlicht. Eigentlich dachte er einen Comic der von political correctness, gendergerechter Sprache, Querelen der queeren Szene und verabscheuungswürdigen, alten weißen Männern handeln sollte, kein Wunder wurde ihmdoch Rassismus und Diskriminierung vorgeworfen, doch dann kam der Lockdown. „Als Buchautor lebt man vom Buchverkauf, da war mir Gratisbespaßung stets suspekt.“ Nachvollziehbar, aber durch die Pandemie außer Kraft gesetzt. „Die täglichen vier Panels trugen mich durch den Krisensommer.“ Ich habe erst gezögert, ob ich mir als langjährige begeisterte SammlerIn auch diesen König Comic anschaffe. Dieses elende Virus, von dem ein Mathematiker behauptet er hätte ausgerechnet, dass alle Viren weltweit davon in eine Coladose passen würden ist omnipräsent, definitiv unwitzig und die Auswirkungen brutal in vielerlei Hinsicht. Letztlich überzeugte mich der Fakt, dass alle Panels bunt sind. 😉 Das Buch endet mit Silvester 2020 und der Hoffnung dass das Frühjahr 2021 wieder Normalität einkehren lässt … wir bangen noch. Noch ist es Februar und es sieht mau aus. Inhaltlich ist logischerweise keinerlei Unterschied zwischen den Erlebnissen der schwulen Society und den „Normalos“ (wer ist schon normal, oder möchte es sein? Vielleicht der hetero Mehrheit?) festzustellen. Klar, die Absage des ESC war für mich jetzt kein so großer Verlust, tatsächlich gar keiner, aber dafür saß der Schock um geschlossene Grenzen umso tiefer ebenso wie das schier ungläubige Staunen um das Herunterfahren der Wirtschaft. Dieses thematisiert „Verwirte Zeiten“ kaum. Das Buch spielt in der pekuniär solide ausgestatteten Gesellschaftsschicht, die den Verlust der Kultur (nein, nicht der ESC sondern alles andere) persönlich nur als herbe Einschränkung erlebt. Paul leidet mehr unter der Einschränkung seiner sexuellen Wünsche, Konrad, der Intellektuelle und Musiker unter der politischen Situation und beide unter jenen, die sich Querstellen und mit fragwürdigen Menschen demonstrieren. Fazit: „Vervirte Zeiten“ ist bunt, hat einen klasse Titel, denn dieses Naturereignis hat uns wohl alle verwirrt, spiegelt die Ereignisse von März bis Silvester des letzten Jahres kleinteilig wieder, Paul leidet enthaltsamkeitsbedingt stellvertretend für alle Singles und die Annäherung Pauls an im Altersheim lebenden Vater ist interessant gestaltet. Ich sag nur „Wildecker Herzbuben“. Das GRAUEN ist auch hier nah. Für König Comic Fans ein unerlässlich. Es gilt was Konrad am Telefon zu seiner Freundin sagt: „Der Humor ist verzweifelt, aber wir sollten ihn nicht verlieren.“ Jene die den Meister noch nicht kennen und von Viren und ihren Auswirkungen erst mal genug haben dürften mit einem seiner anderen Bände wie z. B „Lysistrata“, „Raumstation Sehnsucht“, „Jago“ oder „11000 Jungfrauen“ besser bedient sein. Atheisten seien seine bibelkritischen Betrachtungen ans gottlose Herz gelegt. „Archetyp“, „Antityp“, „Prototyp“.

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