patricianossol
„Ich habe eine lange Liste von Fremden, die meine private Telefonnummer haben. Sie alle dürfen mich anrufen und manche tun es auch.“ (Joe Biden aus „Versprich es mir) Der Jubel ist groß, als ich höre, dass der 46. Präsident der Vereinigten Staaten Joseph Robinette Biden heißt. Um Donald Trump habe ich die Amerikaner wahrlich nicht beneidet. Doch wer ist der neue mächtigste Mann der Welt? Ich weiß nicht viel über Joe Biden. Er ist bereits in einem stattlichen Alter und war unter Obama Vizepräsident. Biden hat auf mich eine besondere Ausstrahlung. Er kommt sympathisch rüber. Auf dem Buchcover sieht man ihn in enger Umarmung mit seinem ältesten Sohn Beau, der als Hoffnungsträger der Demokratischen Partei galt. Seit vierzig Jahren verbringen die Biden’s Thanksgiving gemeinsam in Nantucket. Doch im November 2014 wird das traditionelle Familientreffen von Beaus schwerer Erkrankung überschattet. Man hatte bei ihm einen unheilbaren Hirntumor diagnostiziert. „Versprich es mir“, richtet der Sohn das Wort an seinen Vater. „Versprich mir, dass du klarkommst, ganz egal, was passiert.“ Joe Biden versprach es ihm und ich hatte beim Lesen bereits das erste Mal einen Kloß im Hals. Vor dem Vizepräsident stehen schwere Monate. Beruflich ist er stark eingebunden, reist um die Welt, befasst sich mit den Krisen in der Ukraine, in Mittelamerika und dem Irak, während sein Sohn um sein Leben kämpft. Joe Biden reißt mich mit seiner Geschichte mit. Er erzählt offen und ehrlich, spricht über über Begegnungen und Empfindungen. Die Biden’s halten fest zusammen und stehen füreinander ein. Ich mag sie alle. Joe versucht jede freie Minute mit seiner Familie bzw. am Krankenbett seines Sohnes zu verbringen. Dieses Buch porträtiert einerseits den Politiker Joe Biden, gewährt andererseits tiefe Einblicke in sein Privatleben, zeigt den Familienvater, Ehemann, Großvater und Freund. Ich bin tief beeindruckt von dem charismatischen, einfühlsamen und intelligenten Mann und seiner tollen Familie. Ich fühle und leide mit ihnen, verfolge Beaus energischen Kampf gegen die Krankheit. Er schöpft alle medizinischen Behandlungsmethoden aus und verliert doch im Mai 2015 den Kampf gegen den Krebs. Das Buch wühlt mich auf und rührt mich zu Tränen. Joe Biden lernt früh mit Trauer umzugehen. Seine erste Frau und seine Tochter starben bei einem Unfall und nun schlägt das Schicksal erneut erbarmungslos zu. Doch in seiner Trauer ist er unglaublich stark. Am meisten imponiert mir, wie er es schafft, anderen trauenden Menschen Trost zu spenden. Er versteht ihren Schmerz. Daher könnte ich mir gut vorstellen, dass dieses Buch Menschen bei der Trauerbewältigung helfen kann. Ich habe schon viele Biografien interessanter Persönlichkeiten gelesen, aber „Versprich es mir“ ragt aus der breiten Masse heraus. Joe Biden ist klug und mächtig, aber ohne Starallüren. Ein bodenständiger Familienmensch, der auf mich wie der nette Nachbar von nebenan wirkt. Eine bewegende Lebensgeschichte, die emotional berührt hat. Werft einen Blick hinter die Kulissen und lernt diesen sympathischen Mann und seine Familie kennen. Chapeau, Mr. President!