Gabriele
Was waren das für Zeiten, als ahnungslose Jugendliche als Haushaltshilfen eingestellt wurden und ohne jegliche Einführung allein die Familienarbeit bewerkstelligen sollten! Kein Wunder, dass die 1917 in eine Kopenhagener Arbeiterfamilie hineingeborene Vierzehnjährige hoffnungslos versagte. Schnell suchte sie sich auf eigene Faust eine andere Anstellungen als Bürogehilfin. Die Eltern – vor allem die Mutter – meinten, Mädchen müssen heiraten um versorgt zu sein. Sie warteten sehnsüchtig darauf, dass sie endlich ihren zukünftigen Mann vorstellt. Sie dagegen hat noch wenig Interesse am anderen Geschlecht und träumt davon, mit 18 endlich das Elternhaus hinter sich zu lassen. „Ich schlinge die Arme um mich und bin froh über meine Jugend und Gesundheit. Davon abgesehen ist meine Jugend aber nichts als ein Mangel und Hindernis, das ich nicht schnell genug überwinden kann“, denkt sie in ihrer Verzweiflung. Kurz nach ihrem Auszug wird ihr erstes Gedicht veröffentlicht. Mit Hilfe eines Gönners gelingt es schließlich, einen ganzen Gedichtband herauszubringen: „Abends liegt ein großes Paket auf meinem Tisch, als ich nach Haus komme, und ich reiße es mit zitternden Händen auf. Mein Buch! Ich nehme es in die Hand und empfinde ein feierliches Glück, das nichts gleicht, was ich je gefühlt habe.“ Tove Ditlevsen zu lesen ist reines Vergnügen. Sie erzählt humorvoll, lebendig und sprachbegabt aus ihrer Jugend kurz vor Hitlers Machtergreifung. Auch wenn sie Politik nicht interessierte, kam sie nicht ganz um die Erwähnung des Zeitgeschehens herum. Denn auch in Dänemark hatte er Anhänger sowie Gegner. Besonders eindrücklich schildert sie die Erwartungen, die an sie als Frau gestellt wurden und mit denen sie selbst wenig anfangen konnte. Lesenswert!