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Buchdoktor

Posted on 14.2.2021

Mit dem gesunden Menschenverstand einer Hebamme bemerkte Robert Akerets Mutter schon bald, dass ihr Sohn lieber allein ist als unter anderen Menschen und Probleme damit hat, die Mimik anderer zu interpretieren. Sie übt mit ihm gezielt, Gesichtsausdrücke zu lesen. Sein überragendes Gedächtnis lernt der Junge schon früh zu verbergen. Dass Robert sich von Landkarten faszinieren lässt und sich als Kind wünscht, Kartograf zu werden, wirkt bei einem Sonderling wie ihm nur folgerichtig. Als Robert beschließt, auf einer Expedition nach Papua-Neuginea einen „Homo Akereti“ zu entdecken, habe ich mich gefragt, ob ein Sonderling auf einer Expedition evtl. sogar besondere Stärken einzusetzen hat. Robert findet drei weitere Expeditionsteilnehmer, mit denen er ein Boot bemannt. Von Mansur verspricht er sich besonders viel, weil er Nachfahre des Seefahrervolk der Bugis ist. Jonah wird sogar später damit herausrücken, dass er schon unter einem Piratenkapitän gedient hat. Das Verhältnis zwischen den vier Männern im Boot in fremder Umgebung könnte interessante Einblicke bieten, verläuft jedoch irgendwie im Sande. Als nach einigen Wochen an anderem Ort eine Frau Akeret „verschollen“ melden will, verblüffte mich das zwar, es änderte jedoch nichts an dem sonderbaren Gefühl, dass mit Robert Akeret grundlegend etwas nicht stimmt … In leicht altertümlich klingender Tonlage und mit nüchtern spöttischem Ton erzählt Lukas Maisel von einem wahrhaftigen Sonderling. Obwohl stilistisch ein bemerkenswerter Roman, konnte der Text nicht ganz die Erwartungen erfüllen, die das dschungelgrüne Buchcover bei mir weckte.

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