Anja
"Das Vermächtnis der Seelenhändler" ist der zweite Band zu Lavea Thorens erstem Roman "Im Bann der Seelenhändler". Der erste Teil war letztes Jahr ein absolutes Highlight für mich. Da es jedoch schon ein Jahr her ist seit ich das Buch gelesen habe, hatte ich ein bisschen Angst in den zweiten Teil überhaupt nicht mehr reinzukommen. Auch wenn ich zu Beginn etwas verwirrt darüber war wer denn nochmal wer war, ist mir der Einstieg doch erstaunlich leicht gefallen, obwohl es keinen wirklichen Rückblick gibt. Ganz besonders verwirrend waren die beiden Charaktere Logi und Loki. Anfangs dachte ich die Autorin hat dort einen Tippfehler gemacht, bis ich realisiert habe das es tatsächlich zwei verschiedene Charaktere sind :D "Das Vermächtnis der Seelenhändler" spielt ein Jahr nach dem ersten Band. Wir lesen aus verschiedenen Sichten und wechseln immer wieder die Orte. Alle Sichten sind unglaublich spannend geschrieben. Der Schreibstiel wurde auch super an die Charaktere angepasst. Und auch wenn manche Kapitel ziemlich lang sind so bin nur so durch die Seiten geflogen und habe die Länge mancher Kapitel beim lesen gar nicht bemerkt. Der Spannungsaufbau geschieht recht langsam. Man merkt von der ersten Seite an das etwas großes passieren wird. Dies führt nochmal zusätzlich dazu das man förmlich an der Geschichte festklebt. Unterbrochen wurde der Lesefluss bei mir von den unaussprechlichen Ortsnamen. Hier trifft die Autorin allerdings keine Schuld. Schuld hat einzig und alleine die nordische Mythologie. Aber worum geht es eigentlich im zweiten Teil: Die Welt der Götter befindet sich in großer Gefahr. Nicht nur entsteht ein Krieg der schon so gut wie verloren scheint, sondern auch die Menschen werden zur Bedrohung. Die sind der Welt der Götter nämlich ziemlich nahe gekommen. Es stellt sich also nicht nur die Frage welche Konsequenzen das für die Götter hat, sondern auch wie die Menschen auf die ihr verborgen Welt reagieren werden. Wir begleiten also einmal die Götter und verfolgen ihren Krieg während wir aber auch gleichzeitig Himi begleiten die sich wieder in der Welt der Menschen befindet. Auch sie muss sich vielen Herausforderungen stellen mit denen sie so sicher nicht gerechnet hat. Und was wird aus ihrer Liebe zu dem Allvater Grimir? Was die Geschichte unter anderem für mich so unglaublich spannend gemacht hat, war die Tatsache das man ab einem gewissen Punkt nicht mehr wusste wer Freund und wer Feind ist. Auch Gründe für ihr Handeln, die erst später aufgeklärt wurden bringen den Leser dazu zu hinterfragen, ob diese Gründe wirklich der Wahrheit entsprechen. Irgendwann habe ich keinem mehr vertrauen können und genau so etwas liebe ich in Büchern solange es gut und glaubwürdig umgesetzt wird. Das war hier definitiv der Fall. Außerdem werden in diesem Buch viele Themen angesprochen die meiner Meinung nach unglaublich wichtig sind. Zum Beispiel spielt Alkoholismus eine kleine Rolle. Da dies bei weitem nicht der Hauptpunkt der Geschichte ist, kritisiere ich nicht, dass das Thema nur grob angeschnitten wurde. Dennoch fand ich es sehr interessant darüber zu lesen wie Angehöriger in solch einer Situation empfinden. Ein weiteres Thema welches ich sehr wichtig fand war Gerechtigkeit. In diesem Roman werden Dinger hinterfragt wie: Wo fängt Gerechtigkeit an und wo hört sie auf. Es wird verdeutlicht das jeder ein anderes Empfinden dafür hat. Meiner Meinung nach hört Gerechtigkeit dann auf, sobald man andere Menschen verletzt. Karma regelt das alles von ganz alleine. Auch die Hoffnung spielt eine große Rolle. Hoffnung und der Wille weiter zu kämpfen , auch wenn man am liebsten Aufgeben würden, weil man denkt man schafft es einfach nicht mehr. Und mit weiter kämpfen meine ich nicht den Krieg der stattfindet. Ich rede von dem Gefühl wenn einem einfach alles zu viel wird. Darum habe ich die Storyline um Grimir so gerne gelesen. Man spürt deutlich wie Grimir mit der Verantwortung die ihm zu Teil wurde komplett überfordert ist. Hinzu kommen noch seine privaten Probleme. Aber ganz ehrlich, es ist ok überfordert zu sein. Es ist ok mal nicht weiter zu wissen. Es ist ok wenn einem mal die Decke auf den Kopf fällt und man gar nicht weiß wo man anfangen soll um alles zu schaffen. Gefährlich wird es nur wenn man alles schleifen lässt und gar nichts mehr macht. Mit der Unterstützung von Menschen die einem nahe stehen kann man alles schaffen. Niemand ist alleine! Auch in "das Vermächtnis der Seelenhändler" gibt es ein Register am Ende, wo man viel über die nordische Mythologie erfahren kann. Dafür gibt es wieder extra Pluspunkte. Außerdem gibt es wie in jedem Buch eine Danksagung. Diese findet ihr nicht ohne Grund am Ende des Buches. Macht nicht den selben Fehler wie ich und lest sie vor der Geschichte. Diese enthält nämlich einen kleinen Spoiler. Fazit: Der zweite Teil steht dem ersten in nichts nach. Für mich wieder ein absolutes Highlight. Dies ist eine Buchreihe die meiner Meinung nach komplett unterschätzt ist und viel mehr Aufmerksamkeit verdient. Und auch wenn die Geschichte schon ziemlich abgeschlossen klingt, werde ich die Hoffnung auf einen dritten Teil nicht aufgeben. 5/5 Sterne