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inavainohullu

Posted on 13.2.2021

Bevor ich hier meine Meinung zum Buch verfasse, möchte ich kurz zwei, drei Dinge anmerken. Sicher haben viele von Euch die private Geschichte der Autorin mittlerweile mitbekommen, damit meine ich nicht die Tatsache, dass es sich bei Meredith Russo um eine Own-Voice-Autorin handelt, sondern um die Vorwürfe, dass sie Gewalt in physischer und psychischer Form, gegen ihre Exfrau ausgeübt hat. Im Vorfeld zu BIRTHDAY gab es deshalb viele Diskussionen, darüber, dass man der Autorin keine Bühne und dem Buch somit keine Beachtung schenken sollte. Ich finde, dass jeder für sich selbst entscheiden sollte, ob man das Buch nun liest oder eben nicht liest. Da mir Meredith Russo schon vor diesen Vorwürfen bekannt war und mich mit ihrem Debütroman "Als ich Amanda wurde" sehr berührt hat, habe ich für mich entschieden, Autorin und Buch differenziert zu betrachten, auch wenn ich mich schwer von den Vorwürfen lösen kann, weil ich jedwede Art der Gewalt verabscheue. Dennoch bitte ich einfach darum, meine Entscheidung zu akzeptieren und von Diskussionen abzusehen. Ein weiterer Punkt, den ich noch loswerden möchte: Als cis-Frau habe ich nicht den Hauch einer Ahnung, wie sich das Leben für LGBTQ Menschen gestaltet. Wie schwer es ihnen von unserer Gesellschaft noch immer gemacht wird. Ich kann mir nicht mal im Ansatz vorstellen, wie es sein könnte, auf so viel Ablehnung, Hass, und auch Behördenirrsinn zu stoßen. Dass das so ist, im 21. Jahrhundert und in einer Gesellschaft die aufgeschlossener sein sollte und müsste, macht mich traurig und wütend. Last but not least, muss ich dem Verlag hier noch ankreiden und vorwerfen, dass das Buch keine Triggerwarnung enthält ! Auf dem Cover steht "Eine Liebesgeschichte". Doch wie dramatisch diese Geschichte ist und das sie unter anderem Themen wie Homophobie, Transphobie und Suizid enthält, das steht nirgendwo. Gerade weil sich das Buch an eine jüngere Zielgruppe richtet und vielleicht auch Jugendliche anspricht, die mit den selben Problemen, Sorgen und Ängsten wie Morgan zu kämpfen haben, finde ich eine Triggerwarnung unumgänglich ! Zum Buch: Meredith Russo erzählt die Geschichte von Morgan und Eric aus zwei Sichten und einer Zeitspanne von 6 Jahren. Die Beiden sind am gleichen Tag geboren und zusammen aufgewachsen, die besten Freunde, die man sich vorstellen kann. Sie teilen all ihre Geheimnisse miteinander. So lange, bis Morgan merkt, dass er im falschen Körper geboren ist. Dieses Erkennen bestimmt fortan sein ganzes Leben, denn er fühlt sich nicht nur innerlich zerrissen, kommt sich vor wie ein Monster, sondern er kann auch mit Niemandem darüber reden, aus Angst, die wenigen Menschen, die ihm im Leben geblieben sind, zu verlieren. Also schweigt er, ficht einen permanenten innerlichen Kampf aus, der ihn fast zu verschlingen droht und an einen schrecklichen Entscheidungspunkt treibt. Es ist eine bestürzende Geschichte, weil Morgan schon auf so viel Ablehnung stößt, bevor Jemand weiß, dass er trans ist. Und auch wenn Eric immer eine Konstante in seinem Leben ist, wird es von Geburtstag zu Geburtstag schwerer, die Fassade und die Freundschaft aufrecht zu erhalten, besonders nachdem auch Eric merkt, dass seine Gefühle für Morgan mehr sein könnten, als nur Freundschaft. Es ist eine Geschichte über Freundschaft, aber vor allem darüber, wie hart es ist, in einer engstirnigen Gesellschaft zu und für sich selbst zu stehen. Für Morgan ist das ein harter Kampf, der mich wahnsinnig berührt, aber auch immer wieder sehr traurig und wütend gemacht hat, einfach weil kein Mensch so zu kämpfen haben sollte !!! Eine Sache für die ich einen Stern abziehen muss, ist die Tatsache, dass ich durch die Erzählweise, die sich ja lediglich auf den Geburtstag der Protagonisten beschränkt, das Gefühl hatte, dass mir viele relevante Veränderungen verloren gegangen sind. Man bekommt immer nur einen Auszug aus einem ganzen Lebensjahr zu sehen, da hätte ich mir irgendwie mehr gewünscht. Vor allem, was Morgan betrifft. Das Buch baut auf seinem inneren Kampf auf, dementsprechend drückend ist die Atmosphäre und auch wenn man hier voll und ganz in seine Gefühls- und Gedankenwelt abtaucht, war mir das zu wenig. Ich hätte mir, besonders am Ende, mehr Informationen gewünscht, über seine Transformation (entschuldigt bitte, falls das die falsche Bezeichnung ist) und über die Veränderungen in seinem Leben. Ich hätte gerne mehr Momente mit einer glücklichen Morgan statt mit einem unglücklichen Morgan erlebt. Aber wie so oft ist dies natürlich immer persönliches Empfinden und Wünschen. Ich mochte das Buch sehr und trotz all der privaten Umstände um die Autorin kann und möchte ich es auf jeden Fall weiterempfehlen.

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