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mari_liest

Posted on 11.2.2021

Ein interessantes Buch zu einem brisanten Thema. Der Autor beschreibt zu Beginn die aktuellen Probleme in der heutigen Konsumgesellschaft. Er erwähnt, dass er den Zeigefinger nicht heben möchte und sich selbst aus der Problematik nicht ausschließt. Trotzdem empfinde ich beim Lesen subjektiv einen „Dauerzeigefinger“. Viele Erklärungen fand ich interessant, auch wenn sie redundant sind. Innerhalb der kurzen Kapitel wird mit Zynismus an Themen herangegangen, was mich persönlich vom Schreibstil her anspricht, die aber keinerlei Lösungen bieten. Zwanghaftes Konsumverhalten = Sucht? Na no, na net! Wenn schon geschrieben wird, dass es unmöglich ist, herauszufinden, wo denn zB meine Kleidung produziert wird, und dass auch teure Designerkleidung billig produziert wird, ja wie in Herrgottsnamen soll der kleine Endverbraucher seine Käufe nachhaltiger, weniger menschenverachtend tätigen? Was ist denn nun die Empfehlung von Herrn Tillessen? 21 Jhdt = Digtalisierung. Das mag zwar unpopulär sein, ist aber Tatsache. Der im Buch beschriebene „Niedergang der Innenstädte“ ist nicht nur dem Online-Kauf geschuldet, sondern auch hohen Mieten, hohen Abgaben, Steuern, Gehältern. Ich bin jemand, der nachhaltige, in Ö und D produzierte, Kleidung kauft und keine „Billigklamotten“. Ich habe auch nicht 30 Paar Schuhe oder unzählige Handtaschen. Ich bin ein mitfühlender Mensch, der Empathie für Menschen hat, denen es schlechter geht. Dennoch kann man mir als Konsumentin nicht die „Schuld der Welt“ aufbürden. Solange Unternehmen steuerliche Schlupflöcher haben, um ihre Firmensitze in Länder zu verlegen, wo sie Niedriglöhne zahlen; so lange es Finanzberatungsunternehmen gibt, die steuerschonende Pakete mit Regierungen aushandeln, damit die Gewinne noch höher werden. Solange wird es die oberen Zehntausend geben, die Menschen ausbeuten. Und solange ich als Konsument*in nicht GLASKLAR nachvollziehen kann, wo denn meine Kleidung, egal welcher Preisklasse, herkommt, so lange wird es keine Verbesserung geben. Nicht außer Acht zu lassen sind auch Umstände im eigenen Land – es gibt nun mal auch bei uns Menschen, die sich aufgrund ihrer Löhne nur günstigere Waren leisten können. Sind diese Personen deswegen am Elend anderer Schuld? Wohl eher nicht! Ich hätte mir in dem Buch mehr Tiefe gewünscht, mehr Lösungsansätze. Weniger Zeigefinger, wenige Verallgemeinerung. Weniger Generation X gegen Generation Y.

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