bella5
Lagos, 2020: Bambis Freundin setzt ihn mitten im Lockdown vor die Tür. Also setzt er sich in sein Auto und fährt zu seiner Tante Bidemi. Ihr Mann ist kürzlich verstorben, die Pandemie fordert erste Opfer. Bambi ist überrascht, als er im Haus auch ein Baby und die Geliebte seines Onkels (mit Esohe hatte Bambi selbst eine kurze Affäre) vorfindet. Beide Frauen behaupten, die Mutter des Jungen zu sein. Es herrscht eine angespannte Stimmung, immer wieder fällt der Strom aus, Bambi fühlt sich ins „Mittelalter“ zurückversetzt. Außerdem raubt ihm ein Hahn den letzten Nerv. Die Frauen streiten sich, Blut fließt. Aufgrund der Pandemie ist an einen DNA-Test nicht zu denken. Als der kleine Junge erkrankt, muss Bambi handeln… „Meine Schwester, die Serienmörderin“ konnte mich begeistern. Daher wollte ich unbedingt die neue Geschichte aus der Feder der Autorin lesen. Wie in ihrem Erstlingsroman erwähnt sie die Bräuche der Yoruba (Nigeria ist ein Vielvölkerstaat). Auch das Verhältnis der Geschlechter spielt wieder eine Rolle. Während der Lektüre musste ich unwillkürlich an die Schauergeschichten eines Edgar Allan Poe oder an die amerikanische Short Story denken, oder auch an die gute alte Novelle, da Oyinkan Braithwaite klassische Kurzgeschichten-Elemente in die Handlung einbaut: Eine klaustrophobische Enge wird mit einer bedrohlichen Stimmung und einem sich zuspitzenden Konflikt kombiniert („eine unerhörte Begebenheit“ ). Verlieren die Figuren langsam den Verstand? Esohe schwört, sie werde etwas über Bambis „Juju“ herausfinden, ist etwa Magie im Spiel? „Das Baby ist meins“ kommt leider nicht ganz an „Meine Schwester, die Serienmörderin“ heran. Die Geschichte ist ein kurzer Snack für Zwischendurch, und doch bleiben die Figuren meines Erachtens nicht unbedingt flach, obwohl sie natürlich auf wenige Eigenschaften reduziert werden. Die Handlung schwankt zwischen Komik und Tragik, skurril ist die Situation auf jeden Fall.