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Wedma

Posted on 9.2.2021

Es ist ein Roman, den ich sehr gern gelesen habe. Kein Werk, das man in einem Rutsch liest. Langsam, mit viel Zeit zum Reflektieren, zum Sich-die-Geschichte-vor-Augen-führen, zum Sich-in-dieses-Geschehen-hineinversetzen, das passt viel mehr. Das Kopfkino startete sofort und ließ lange nicht nach, auch Tage später, nachdem die letzte Seite umgeblättert wurde. Obwohl es um ein fiktives Treffen zweier Künstler geht, am Ende wünschte ich, dass es dem tatsächlich so gewesen wäre. Ich wünschte, dass all dies genauso passiert wäre, wie hier so schön beschrieben. Während der Lektüre musste ich staunen, wie treffend Dostojewski, sein Charakter, seine Gedanken, seine Art erfasst wurden. Wunderbare, sinnerfüllte, psychologisch fein ausgearbeitete Ausführungen zur Rolle der Kunst im Allgemeinen, und zu dem, wie Dostojewski die Welt sah, warum er nach Venedig reiste, was er sich von der Kunst versprach und erwartete uvm. Ein Mann voller Wiedersprüche kam dabei zur Geltung, aber auch ein rücksichtsvoller, höflicher Mensch. Der Autor muss nicht nur der Sprache, der Geschichte, er muss zwingend der russischen Mentalität mächtig sein, um so einen Roman bewerkstelligen zu können. Was und wie er all die Dinge bringt, kann man sich nicht eben schnell im Zuge der Recherche anlesen. Man würde diese Tiefe und Authentizität wohl kaum erreichen. Der Ausdruck fällt tw. verschnörkelt aus. Das passt aber zu dieser barock anmutenden Geschichte, zu der geschilderten Zeit, zu den Figuren, zum Ort des Geschehens. Zu Venedig der damaligen Zeit würde wohl kaum die kristallin klare Sprache a lá Subjekt – Prädikat- Objekt passen. Den feinen Humor wusste ich während der Lektüre zu schätzen. Oft genug musste ich schmunzeln, hier und da auflachen. Passte prima als Auflockerung zu den stellenweise eingestreuten Bildungseinlagen, z.B. über die Geschichte Venedigs, und nicht nur, die, recht knackig zusammengefasst, dem Leser „untergejubelt“ wurden. Gesellschaftskritik tauchte hin und wieder auf und passte prima auch zu den heutigen Zeiten. Auch hier konnte man sehen, dass eine sehr gründliche Recherche dem Roman zugrunde liegt. Rossini machte auf mich nicht so einen lebendigen Eindruck wie die übrigen Figuren. Die lukullischen Szenen, die Feier mit Weib und Gesang, in denen er hier gern präsentiert wurde, schienen mir etwas überzeichnet, kamen mir wie eine farbenfrohe Kulisse vor, die eher dazu da war, etwas Gefälliges zu bieten. Aber gut. So wurden u.a. auch die Kontraste deutlicher. Es gibt noch so vieles, was man über dieses Werk referieren kann. Besser: Lesen Sie selbst. Fazit: Ein Meisterwerk, in vielerlei Hinsicht. Ein schöner Lesestoff, den man am besten langsam, in feinen Häppchen genießen sollte. Gern vergebe ich 5 Sterne und bleibe auf weitere Werke des Autors gespannt.

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