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letterrausch

Posted on 6.2.2021

Drama, Baby, Drama! Im dritten Band von Cassandra Clares „Chroniken der Unterwelt“ geht so richtig die Post ab. Die beiden ersten Bände, „City of Bones“ und „City of Ashes“ waren gute, solide Unterhaltung in einem Universum, in dem man sich gern häuslich einrichtet und mit Charakteren, deren Leben man gern verfolgt. Die Romane hatten alle Zutaten, die erfolgreiche Fantasybücher brauchen: eine starke Protagonistin mit besonderen Fähigkeiten, einen superbösen Schurken, der einfach nicht kleinzukriegen ist, ein paar unterhaltsame Sidekicks und natürlich den romantischen Helden, damit unsere starke Protagonistin nicht so ganz allein die Welt retten muss. In „City of Glass“ dreht Cassandra Clare dann aber nochmal richtig auf, denn wir wechseln das Setting: Diesmal spielt die Handlung nicht in New York, sondern im Heimatland der Schattenjäger, Idris, einem kleinen magisch versteckten Fleckchen irgendwo zwischen Deutschland und Frankreich, in das man sich via Portal begibt. Und genau das passiert zu Beginn des Romans. Clarys Mutter liegt noch immer im Koma und Clary hat erfahren, dass nur ein Hexenmeister in Idris weiß, wie man sie daraus erwecken kann. Natürlich möchte sie den Hexenmeister finden, doch Jace findet die Idee weniger gut, denn er befürchtet, der Rat könnte von Clarys Fähigkeit erfahren, eigene Runen zu erschaffen. Wie in einer Folge von „Doctor Who“ landen also alle wichtigen Figuren in verschiedensten Konstellationen und an verschiedensten Orten in Idris. Es braucht eine ganze Weile und ziemlich viel Rumrennerei (ebenfalls wie bei „Doctor Who“), bis alle wieder zueinanderfinden. Währenddessen gibt es herzzerreißende Szenen zwischen Clary und Jace, neue Charaktere und einen immer noch superschurkigen Valentin, der die gesamte Schattenjägerwelt und die der Schattenwesen gleichermaßen bedroht. Das alles liest sich flott weg und ist herrlich spannend, trotz der Tatsache, dass Cassandra Clare deutliche Schwächen als Erzählerin hat. Sie schreibt vom Effekt her: Will sie bei ihren Charakteren und letztendlich beim Leser ein bestimmtes Gefühl oder eine bestimmte Reaktion erreichen, sind ihr alle Mittel recht, auch wenn sie innerhalb der Handlung höchstens mittelmäßig Sinn ergeben. Die ganze endlose Geschwister-Verirrung ist derartig herbeigeschrieben, dass man einfach nur noch erleichtert ist, wenn es endlich vorbei ist. Vorbei ist es aber erst, als eine Art Deus ex machina im zweiten Drittel einen riesigen Infodump ablädt, der endlich mal Klarheit bringt. Gutes Schreiben sieht definitiv anders aus, aber effektiv ist es trotzdem. Obwohl „City of Glass“ der bisher längste Band ist, hat er kaum Längen. Die Schlagkraft der Actionszenen ist hoch, es passiert immer irgendeiner Figur gerade etwas Spannendes und vor allem Clary, Jace und Simon wachsen noch einmal als Charaktere. Bisher für mich eindeutig das beste Buch der Reihe.

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