Dreamworx
Eine Bruchlandung 1942. Nancy lebt in einem Wohnwagen auf dem Grundstück ihres Fast-Verlobten Joe, der ein kleines Flugunternehmen in Varna sein Eigen nennt, wodurch sie ihn auch kennengelernt hat. Als Amerika in den Zweiten Weltkrieg eintritt, wird auch Joe als Flieger einberufen, um Einsätze zu fliegen. Ein Telegramm der Fluglegende Jacqueline Cochrane bringt Nancy als Pilotin ebenfalls nach Europa, wo sie nach kurzer Einarbeitungszeit als Flugzeugüberführerin eingesetzt wird. Während sie noch in ihrer Ausbildung ist, lernt sie den Fluglehrer Mac MacKenzie kennen. Die beiden verlieben sich Hals über Kopf, obwohl Mac verheiratet ist. Als Mac bei einem Einsatz als vermisst gilt, kümmert sich Joe liebevoll um Nancy und die beiden heiraten bald, als Nancy feststellt, dass sie schwanger ist. 2006. Sarah verbringt nicht nur den Sommer bei ihrer Großmutter Nancy in Florida, sondern liebt es auch, stundenlang mit einem Flugzeug ihre Runden zu drehen. Eines Tages bittet Nancy sie, bei ihrer Rückkehr nach England dort einen Mac McKenzie ausfindig zu machen, dem sie einen Fliegerorden aushändigen soll, den Nancy jahrzehntelang aufbewahrt hat. Während Sarah in England nach Mac sucht, kommt sie einem alten Familiengeheimnis auf die Spur… Amelia Carr hat mit „Die Pilotin“ einen unterhaltsamen historisch-angehauchten Roman vorgelegt, der nach und nach über zwei Handlungsstränge ein gut gehütetes Familiengeheimnis entblättert. Der locker-flüssige und farbenfrohe Schreibstil lässt den Leser schnell in die Geschichte eintauchen, um mal eine Zeitreise in die Vergangenheit anzutreten, mal in der Gegenwart zu wandeln und durch unterschiedliche Perspektiven die Sichtweisen einiger Protagonisten über die Ereignisse mitzuverfolgen. Die Autorin gibt dem Leser einen interessanten Einblick über die Ausbildung und die Aufgaben der weiblichen Pilotinnen, die während des Zweiten Weltkrieges dort eingesetzt wurden. Bildhaft sind die Flugeinsätze beschrieben sowie der Gemeinschaftssinn unter den Fliegern und Militärangehörigen. Vor diesem Hintergrund lässt Carr eine Dreiecksgeschichte stattfinden, die am Ende viele Geheimnisse birgt, die nach und nach aufzudecken sind. Hier verzettelt sich die Autorin allerdings, nicht nur ihre extrem ausschweifende Detailverliebtheit lässt viele Absätze langatmig erscheinen, sondern auch die ständigen Perspektivwechsel unterschiedlicher Protagonisten lässt den Leser schnell den Fokus auf die eigentliche Handlung verlieren. Zudem übertreibt es Carr mit ihren eingewebten Überraschungsmomenten, wodurch die Handlung ins Unglaubwürdige abrutscht. Von dem Buch, das zu Beginn den Eindruck eines Pageturners machte, bleibt am Ende leider nur eine recht verworrene und künstlich in die Länge gezogene unglaubwürdige Geschichte, die auch durch die offengelegten Geheimnisse nicht mehr zu retten ist. Hier wurde versucht, viel zu viele Themen unterzubringen, was eindeutig nicht gelungen ist. Die Autorin lässt eine Vielzahl von Protagonisten auf der Bühne erscheinen, die für Abwechslung sorgen sollen. Mit allerlei Charaktereigenschaften ausgestattet sollen sie den Leser an sich binden, was einigen gelingt, anderen wiederum überhaupt nicht. Nancy ist eine interessante Persönlichkeit, die zum einen mutig und stark, zum anderen feige und berechnend wirkt. Dass sie immer nur die für sich selbst passende Lösung sucht, macht sie nicht gerade sympathisch. Joe ist wie ein lieber großer Teddybär, zu gut für diese Welt. Ellen ist eine dickköpfige Frau und hart wie Kruppstahl. Ritchie schlängelt sich als fauler Lebemann durchs Bild. Mac ist ein Ehrenmann, der aufrichtig liebt. Sarah ist eine ehrliche Haut, die die Scherben zusammenfügt. Und dann sind da noch Monica, Chris und weitere, die eine Rolle spielen. „Die Pilotin“ startet hoffnungsvoll und vielversprechend, um dann leider eine Bruchlandung hinzulegen aufgrund einer immer verworreneren und vollgepackten Geschichte, die am Ende unglaubwürdig ist. Weniger wäre hier mehr gewesen – schade!