stefan182
Inhalt: Käpt’n Blaubär schreibt seine Memoiren – aber nur die ersten 13 ½ der siebenundzwanzig Blaubärleben. Doch die erste Hälfte seines Lebens hat es bereits in sich. Käpt´n Blaubär lebt bei Zwergpiraten und in einem Tornado, besucht Nachtigallers Nachtschule und lernt das Lügen in Atlantis… Persönliche Meinung: „Die 13½ Leben des Käpt’n Blaubär“ von Walter Moers ist schon fast ein Klassiker der phantastischen Literatur und der erste Teil des Zamonien-Zyklus. Der Roman sprüht nur so vor phantastischer, origineller Ideen. Zamonien, der Kontinent auf dem sich die 13 ½ Leben des Blaubären abspielen, strotzt vor seltsamen Orten. So durchquert Blaubär eine Wüste aus Zuckersand, die „Süße Wüste“, durch die die nomadiesierenden Gimpel auf der Suche nach der legendären Stadt Anagrom Ataf ziehen. Kurzzeitig lebt er auch in dem Auge des Ewigen Tornados, in dem sich eine Stadt befindet, in der die Zeit nahezu still steht. Atlantis, die größte Stadt Zamoniens, ist gewissermaßen ein kultureller Schmelztigel, in dem sich unterschiedlichste Wesen Zamoniens treffen (Stollentrolle, Dämonen, Wolpertinger oder Blutschinken). Einige dieser Wesen lernt Blaubär auch auf seiner Reise: Ein Leben verbringt Blaubär mit einem Rettungssaurier, mit dem sprechenden Namen Deus X. Machina: Aufgabe der Rettungssaurier ist es, Personen in letzter Sekunde das Leben zu retten. In einem anderen Leben trifft Blaubär im Großen Kopf schlechte Ideen und den Wahnsinn. Zudem herrschen dort eigene Wissenschaften und Naturgesetze (um Prof. Nachtigaller zu zitieren: „Wissen ist Nacht!“). Erzählt werden „Die 13 ½ Leben des Käpt`n Blaubär“ aus der Ich-Perspektive Blaubärs, wobei er chronologisch über seine 13 ½ Leben berichtet. In jedem Leben trifft er neue Figuren und jedes Leben spielt an einem anderen Handlungsort, wobei die Struktur des Werkes Züge einer Odyssee, einer Irrfahrt, annimmt. Interessant bei diesem eher episodischen Erzählstil ist, dass Blaubär immer mal wieder auf Figuren trifft die er bereits in früheren Leben getroffen hat – teilweise in den skurrilsten Situationen. Dadurch werden schöne Querverweise innerhalb der Handlung eingebaut und Einzelheiten aus der retrospektive heraus motiviert. Trotz seiner Länge (etwas mehr als 700 Seiten) ist „Die 13 ½ Leben des Käpt`n Blaubär“ nie die Luft raus. Dies liegt einerseits an der abwechslungsreichen Handlung, die teilweise schon wahnwitzig ist, was ich hier positiv meine. Andererseits aber auch an dem leichten und flüssigen Erzählstil, der durch Wortwitz besticht. Außerdem wird der Text durch zahlreiche Zeichnungen Moers‘, typographischen Besonderheiten und Einschüben aus dem „Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Daseinsformen und Phänomene Zamoniens und Umgebung“, aus der Feder Prof. Dr. Abdul Nachtigallers, aufgelockert (das Lexikon ist übrigens auch ein Stilmittel, mit dem die Welt geschickt erklärt wird). Insgesamt ist „Die 13 ½ Leben des Käpt`n Blaubär“ ein abwechslungsreicher, innovativer und schön geschriebener Phantastik-Roman.