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dorli

Posted on 4.2.2021

In ihrem auf wahren Begebenheiten beruhenden Roman „Die Schule am Meer“ nimmt Sandra Lüpkes den Leser mit auf eine fesselnde Zeitreise und erzählt die Geschichte eines Internats, dass von 1925 bis 1934 auf der Nordseeinsel Juist existierte und einen überregionalen Ruf hatte. Anni Reiner und ihr Mann Paul wollen gemeinsam mit befreundeten Kollegen eine reformpädagogische Schule auf Juist gründen. Optimistisch und voller Elan starten sie in das Projekt, die Schule soll sowohl für Schüler wie auch für Lehrer ein Zuhause werden. Neben einem gleichberechtigten Miteinander ist den Gründern vor allem praktisches Lernen im Einklang mit der Natur und eine musische Ausbildung wichtig. Von den Insulanern wird die Schule unterschiedlich aufgenommen – viele sind skeptisch und lehnen die neuartige Bildungseinrichtung ab, manchen ist das als „Hort für Kommunisten und Juden“ verschriene Internat sogar ein Dorn im Auge. Aber es gibt auch Einheimische wie Kea Joosten. Die Hauswirtschafterin und Köchin setzt alles daran, dass ihr Patenkind Marje die Schule besuchen kann. Der Roman wird fesselnd erzählt und besticht vor allen Dingen durch die gekonnte Verknüpfung von Realität und Fiktion - dass Sandra Lüpkes die Hintergründe intensiv recherchiert hat und sie über eine gute Kenntnis der lokalen und historischen Gegebenheiten verfügt, merkt man der Geschichte auf jeder einzelnen Seiten an. Sehr anschaulich berichtet die Autorin über Schulalltag und Inselleben. Häufige Perspektivwechsel machen es möglich, dass man die Entwicklung auf Juist aus unterschiedlichen Blickwinkeln beobachten und damit sehr intensiv am Leben von Schülern, Lehrern und Einheimischen teilhaben kann. Das Zusammenspiel zwischen den zahlreichen historisch belegten Persönlichkeiten und den fiktiven Figuren funktioniert dabei ganz hervorragend. Neben dem vielfältigen Miteinander der Akteure spielt auch die damalige Politik eine wichtige Rolle – der allmähliche Vormarsch der NSDAP ist auch auf der Insel zu spüren und bringt schließlich alles, was die Gemeinschaft über Jahre hinweg mühsam aufgebaut hat, ins Wanken. „Die Schule am Meer“ hat mir sehr gut gefallen – die Mischung aus historischen Fakten und einer spannenden fiktiven Handlung hat mir ein paar kurzweilige Lesestunden beschert und mir gleichzeitig einen facettenreichen Blick in den Alltag einer Schule zur Zeit der Weimarer Republik ermöglicht.

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