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London 1647. John wohnt im Haus seines Onkels Nehemiah, einem tiefgläubigen Puritaner. Puritaner lebten nach strengen Regeln. Ein einfaches, von Arbeit und Fleiß geprägtes, gottgefälliges Leben war Pflicht; weltliche Vergnügungen wie Musik, Tanz und Schauspiel wurden strikt abgelehnt. Sogar das Feiern von Weihnachten war gesetzlich verboten, weil es ein Fest heidnischen Ursprungs ist. Als John im Zuge seiner Arbeit als Wasserträger auf die lebenslustige Aurelia trifft, ist er von ihr fasziniert. Obwohl er eigentlich von seinem Glauben und seiner Lebensweise überzeugt ist, gerät seine Weltanschauung ins Wanken, denn Aurelia ist der Meinung, dass Gott auch in Tanz, Freude und schönen Liedern zu finden ist. John ist bereit, sich mit Aurelias Ansichten auseinanderzusetzen und auch Aurelia - deren Mutter für sie, wie es in ihren Kreisen üblich ist, eine vorteilhafte Ehe arrangieren möchte – muss im Verlauf der Handlung erkennen, dass ihr Bild von den engstirnigen Puritanern nicht vollständig ist und beschäftigt sich deshalb mit Johns Auffassungen vom Glauben. Schließlich beginnen die beiden, Aurelias Plan einer gemeinsamen Weihnachtsfeier zu verwirklichen - ein nicht ungefährliches Vorhaben… Titus Müller hat einen fesselnden Schreibstil und versteht es ganz ausgezeichnet, die unterschiedlichen Welten, in denen Aurelia und John leben, mit wenigen Worten anschaulich und eindringlich zu schildern. Der Autor gibt seinen beiden Protagonisten die Möglichkeit, sich sowohl intensiv mit den Idealen des jeweils anderen zu befassen, wie auch die eigenen Überzeugungen zu hinterfragen und lässt sie dabei begreifen, dass beide Welten ihre Vorteile haben. Da Aurelia und John im stetigen Wechsel zu Wort kommen, kann man als Leser prima an Gedanken und Gefühlen der beiden teilhaben und den Wandel, den sie nach und nach durchmachen, sehr gut mitverfolgen. „Tanz mit mir, Aurelia“ hat mir sehr gut gefallen – eine warmherzige Geschichte, die in einem wunderschön gestalteten kleinen Büchlein daherkommt und eine große Botschaft im Gepäck hat, die immer und überall Anwendung finden kann – Menschen können trotz aller Unterschiede in Herkunft, Glaube und Lebensweise einen Weg finden, gemeinsam und friedvoll miteinander zu leben, wenn sie nur offen und ohne Scheu und Vorurteile aufeinander zugehen.