Buchdoktor
Finn, Anna und Tresk leben in der nahen Zukunft auf der künstlich angelegten Stadtinsel Aquaterra. Zu ihrer Heimatinsel gehört Atlantia, eine Unterwasserstation, in der Algen gezüchtet und Forschung betrieben wird. Tresk ist ein katzenhafter Außerirdischer, dessen Volk von einem Urwaldplaneten stammt, die beiden anderen Kinder sind Menschen. Annas Vater ist der Bürgermeister von Aquaterra, ihre Mutter ist häufig als Meeresbiologin mit einem Tauchboot unterwegs. Im zweiten Teil der Reihe treffen die drei Gefährten Lailani, ein gleichaltriges amphibisches Mädchen vom Volk der Neptynen, das auf dem Meeresboden unter einer Kuppel lebt. Ihre Eltern sind bereits früher aus dem All in die Unterwasserwelt zugewandert. Amphibische Wesen atmen durch Kiemen – und Lailanis Schwimmkünste eröffnen im bevorstehenden Abenteuer Möglichkeiten, die Landbewohner nicht haben, weil sie mit Lungen atmen. Lailani hat beim Schwimmen am Riff fremde Taucher beobachtet, die dort offenbar Müll abladen. Als diese Fremden sich von Lailani beobachtet fühlen, greifen sie sofort an, doch Lailani kann ihnen entkommen. Da auf Erwachsene mal wieder kein Verlass ist, ermitteln die drei Gefährten gemeinsam mit Lailani, was dort am Riff abgeladen wird. Zum Team gehören ebenfalls das blaue Limuri-Äffchen Heisenberg und Finns selbstlernende künstliche Intelligenz Omikron 1, die Lesern des ersten Bandes bekannt sein wird. Omikron 1 verhält sich eher wie eine Person, zeigt Temperament, albert herum und projiziert blitzschnell in Finns Datenbrille, wenn „es“ etwas für die Kinder recherchiert hat. In der Welt Aquaterras gibt es mehrere Ebenen, Probleme, die aus dem utopischen Setting entstehen, die irdischen Konflikte zwischen Kindern und Erwachsenen, das Zusammenleben vieler Kulturen und die virtuelle Welt der Simulationen, in die man mit einer Datenbrille eintauchen kann. „Angriff aus der Tiefe“ verknüpft diese Ebenen in einem spannenden Abenteuer. Auch wenn die menschlichen Figuren es gern wieder vergessen, müssen sie sich die Eigenheiten und Schwächen anderer Arten bewusst machen und sie tolerieren. So muss jeder rücksichtsvoll kommunizieren, weil man sich nicht sicher sein kann, ob man die Mimik einer anderen Spezies korrekt gelesen hat. Stellen Sie sich vor, Sie rufen den Kundenservice an und sprechen mit einer Garnele! Vorurteile in der Welt von Aquaterra werden hier humorvoll auf die Schippe genommen, alle Grobb sind langsam und alle Katzenartigen trinken Milch. So wie hier Lailanis Schwimmkünste kann die Verschiedenheit einer Gemeinschaft Vorteile bringen. Wenn Kinder auf einer Unterwasserstation auftauchen, in der nur erwachsene Wissenschaftler arbeiten, würde das natürlich sofort auffallen. Das Setting, in dem hier Kinder einen Umweltskandal aufklären, wirkt jedoch plausibel. Sollte die Reihe fortgesetzt werden, würde ich gern ab und zu den Automatismus aufgelöst sehen, der die künstliche Intelligenz und damit den Führungsanspruch automatisch einem Jungen zuschreibt. Vielleicht entwickelt Anna ja eine Datenbrille, mit der sich auch ein Mädel in der Öffentlichkeit sehen lassen kann … Schließlich hat dieser Band gezeigt, wie gefährlich es werden könnte, wenn die Person sich bescheiden zurückhält, die über Kenntnisse in U-Boot-Technik verfügt. Unterwasser-Abenteuer habe ich schon immer gern gelesen und mich hier als Erwachsene köstlich amüsiert.