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Buchdoktor

Posted on 3.2.2021

Schuld an dem Schlamassel in Großvater Opanyins Dorf war das Mädchen aus dem Nachbarort, das mit einem wichtigen Minister zusammenlebte. Hätte sie das eklige Ding nicht entdeckt, wäre nie die Polizei ins Dorf gekommen. Der junge Polizist aus Accra spricht Opanyin Poku als Dorfältesten auf Englisch an und lässt es an der üblichen Höflichkeit einem alten Jäger gegenüber mangeln. Seine Ermittlungsergebnisse fallen entsprechend mager aus. Da Inspektor Donkor eines Tages gern Polizeipräsident in der ghanaischen Hauptstadt werden möchte, gibt er sich mit den dürren Fakten nicht zufrieden. In charakteristisch afrikanisch-indirekter Weise presst Donkor den jungen Gerichtsmediziner Kayo zur Hilfstätigkeit für die Polizei. Kayo, der in England studiert hat, war bei seiner Bewerbung für den Polizeidienst an der korrupten ghanaischen Bürokratie gescheitert und musste bisher mit einem Job in einem privaten Labor vorliebnehmen. Kayo braucht Geld; denn er hat mit der Unterstützung seiner Eltern im Ausland studieren können. Nun muss er im Gegenzug seiner Schwester und seinem Bruder das Studium finanzieren. Erster qualifizierter Gerichtsmediziner in Ghana zu sein, ist kein leichtes Brot, werden ungewöhnliche Todesfälle doch gern auf den Zufall oder Hexerei zurückgeführt. Kayo rückt in Opanyins Dorf mit einem Assistenten und modernster Ausrüstung an. Kayos Stärke ist seine Kenntnis der dörflichen Sitten und sein Respekt gegenüber Älteren. Um Kontakt zu Opanyi aufzunehmen, muss Kayo erst erklären, aus welchem Dorf seine Mutter stammt. So braucht er nur Geduld, um abzwarten, welche Geschichte ihm der alte Jäger über die Hütte mit dem merwürdigen Objekt und ihren verschwundenen Bewohner erzählen wird. Dass der verschwundene Kakaobauer Kwaku Ananse heisst, wie der aus der ghanaischen Mythologie beaknnte raffinierte Spinnenman, lässt Leser aufhorchen, die afrikanische Märchen kennen. Der Kriminalfall wird plötzlich zur Nebensache, das Geschichtenerzählen steht im Mittelpunkt. Dennoch kann Kayo am Ende Donkors besondere Wünsche befriedigen, der offensichtlich zuviel CSI gesehen hat. Der ungewöhnliche Kriminalfall die "Spur des Bienenfressers" (diese Spur ist im Roman eine Vogelfeder) wird vor opulenter afrikanischer Kulisse mit der Kraft und der Weisheit des Geschichtenerzählers aufgeklärt. In ausufernden Mäandern erzählen abwechselnd der alte Jäger Opanyi und Kayo, der Gerichtsmediziner. In den Figuren der beiden Männer lässt Nii Parkes das traditionelle und das moderne Ghana einander gegenübertreten. Aus Opanyins Dorf sind die jungen Männer längst in die Stadt gezogen, selbst der Medizinmann findet keinen Nachfolger mehr. Mit seiner modernen Ausrüstung zur Tatortuntersuchung muss Kayo im Dorf selbst wie ein Mann mit magischen Fähigkeiten wirken. Neben der Aufklärung des eigenartigen Falls gelingt es Nii Parkes, die dörfliche Atmosphäre wie auch das Temperament der Stadt Accra zwischen Tradition und Moderne mit ihren Märkten und ihrem Verkehrschaos lebendig werden zu lassen.

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