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mabuerele

Posted on 3.2.2021

„...Langsam, zitternd wankte sie rückwärts aus dem Schlafzimmer, weil sie den grausigen Anblick nicht länger ertragen konnte. Tränen stiegen in ihr auf, schnell gefolgt von Wut...“ Mia ist Anwältin. Sie war mit Chase verabredet, um bei einem Abendessen sein erstes Jahr als Partner zu feiern. Als er nicht öffnet, betritt sie mit einem Strauß Luftballons in der Hand seine Wohnung. Die entgleiten ihr bei den Blick auf den toten Chase. Ein Verdächtiger ist schnell ausgemacht. Chase hatte Streit mit dem Hausmeister. Mehrere Tatortspuren weisen auf ihn hin. Die Autorin hat einen fesselnden Krimi geschrieben. Die Geschichte hat mich schnell in ihren Bann gezogen. Der Schriftstil ist ausgereift. Einerseits sorgt er für den hohen Spannungsbogen, andererseits lässt er Raum für leise Töne. Die Personen werden gut charakterisiert. Mia musste sich ihr Studium hart erarbeiten. Ihre Mutter war Alkoholikerin. Ihre momentane Position ermöglicht ihr, den Kredit zurückzuzahlen. Sie hat ein ausgeprägtes Gerechtigkeitsgefühl. Ihren beiden Freundinnen Kate und Sophie hat sie es zu verdanken, dass sie sich dem christlichen Glauben zugewendet hat. „...Sophie war ihr Fels in der Brandung gewesen, an dem sich Mia hatte ausweinen können, und hatte mit ihr gebetet. […] Mit anderen Worten: Sophie war die beste Freundin gewesen, die Mia sich wünschen konnte...“ David, der Beschuldigte, bittet Noah, Chef einer Sicherheitsfirma, seine Unschuld zu beweisen. Noah gehört zum Freundeskreis von Mia. Noch ahnt Mia nicht, dass ihre eigenen Nachforschungen lebensgefährlich sein werden. Irgendjemand möchte nicht, dass zu viele Fragen und eventuell die falschen gestellt werden. Das Buch bietet einen guten Einblick in das amerikanische Rechtswesen und die unterschiedlichen Interessenlagen der Beteiligten. Obwohl Mia und Noah auf verschiedenen Seiten des Falls agieren, ist von Anfang an spürbar, dass sich zwischen ihnen mehr entwickeln könnte. Das Buch zeichnet sich nicht nur durch seine rasante Handlung aus, die immer wieder für Überraschungen gut ist, sondern ebenfalls durch die fein ausgearbeiteten Dialoge. Auf beruflicher Ebene geht es zwischen den Anwälten knall hart zu. Wer nachgibt, hat verloren. Im privaten Bereich darf auch eine Anwältin Zweifel und Fragen haben. Gegenüber Sophie äußert Mia: „...Aber ich habe das Gefühl, dass alle auf mir herumtrampeln, wo ich doch schon am Boden liege, wenn du weißt, was ich meine. […] Ich frage mich allmählich, ob ich all dem gewachsen bin...“ Berührt werden häufig Glaubensfragen. Hier bringt es Sophie auf den Punkt: „...Der Glaube ist keine Wunderpille. Es ist wichtig, das zu verstehen. Wir können nicht erwarten, dass der Schmerz einfach aufhört, weil man Gott in sein Leben gelassen hat...“ Es gilt, eine Menge an Beziehungen und Verwicklungen aufzudröseln, bevor klar ist, wer hier wie und warum seine Finger im Spiel hatte. Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen.

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