gletscherwoelfchen
Peru im Jahr 1986: Laila Raskinen, die Tochter eines angesehenen finnischen Diplomaten, ist unheilbar krank. Die Krankheit schreitet rasch voran und verschluckt immer mehr Teile ihrer selbst. Als sie von einer geheimnisvollen und ebenso einzigartigen Blume erfährt, die in der Lage dazu sein soll, jegliche Nervenkrankheiten zu heilen, regt sich ein letzter Funke Hoffnung in ihr. Gemeinsam mit dem seltsamen El Rato begibt sie sich auf eine lange Reise quer durch Peru. Doch es lauern zahlreiche Gefahren auf die beiden - vor allem in der "Selva", dem Dschungel... Ich muss gestehen, dass ich nach dem Lesen des Klappentextes und dem Betrachten des Covers zunächst etwas vollkommen anderes von diesem Buch erwartet habe. Ich habe fest damit gerechnet, sofort - oder zumindest direkt nach einer kurzen Einführung - im Dschungel zu landen und dort den Überlebenskampf der beiden Jugendlichen mitzuverfolgen. Und, was soll ich sagen? "Der Ruf des Schamanen" hat sich in eine völlig andere, ungeahnte Richtung entwickelt. Ich möchte an der Stelle gar nicht so sehr auf den Inhalt eingehen. Denn der Zauber des Buches liegt für mich persönlich in einer anderen Stelle: Diese Geschichte trifft mitten ins Herz. Das liegt teilweise an der Protagonistin Laila, die mir sofort sympathisch war. Trotz ihres gehobeneren familiären Hintergrundes ist sie bodenständig und bescheiden. Und dennoch ist sie ein unglaublich intelligentes und kluges Mädchen, das durch ihre einzige Art auch zahlreichen anderen Figuren im Buch ans Herz wächst. Umso dramatischer erscheint natürlich so ihre scheinbar unheilbare Krankheit. Das bedeutet allerdings keineswegs, dass das Buch von Trauer und Mitleid durchzogen ist. Nein, genau das Gegenteil ist der Fall. Zwar blitzt an manchen Stellen auf Grund des Vorwortes eine leicht melancholische Atmosphäre hindurch, allerdings bietet Lailas Geschichte auch zahlreiche herzerwärmende, süße, abenteuerliche und spannende Momente. Mir konnte sie definitiv mehrmals ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Ebenso gelang das übrigens dem zweiten Protagonisten El Rato. Der Junge ist zwar das komplette Gegenteil von Laila, vielleicht aber ergänzen sie sich gerade deshalb so gut. Ich wurde zwar nicht direkt warm mit ihm, aber spätestens ab der Hälfte konnte er sich mit seiner naiven, etwas unbeholfenen, aber zugleich doch sehr selbstbewussten Art in mein Herz schleichen. Was mich zum anderen enorm begeistern konnte, war die wundervolle Aufmachung des Buches. Sie ist einzigartig! Es wird mit Buchstaben gespielt, Perspektivwechsel werden auf eine innovative und wunderschöne Art und Weise deutlich gemacht und zudem wird durch einige Details Lailas Behinderung auch für den Leser deutlich. So konnte ich mich nochmals auf einer vollkommen anderen Ebene mit ihr auseinandersetzen, was mich mehr als nur überzeugen konnte. Mein Highlight war jedoch der geniale Bogen, der Anfang und Ende miteinander verbindet. Im Laufe des Lesens tauchen immer wieder Seiten auf, bei denen man ein kleines Fragezeichen über dem Kopf schweben hat. Schlussendlich macht alles aber unheimlich viel Sinn, die einzelnen Elemente sind wie perfekt aufeinander abgestimmte Puzzleteilchen. Ich bin vollkommen fasziniert davon, wie genial der Autor alles miteinander verwoben hat, einen tieferen Sinn in Dinge hineingelegt hat, die erst so einfach erscheinen. "Der Ruf des Schamanen" ist eine absolute Leseempfehlung von mir und unbedingt ein Highlight. Ich lege wärmstens ans Herz, sich von diesem einzigartigen Jugendbuch verzaubern, überraschen und mitreißen zu lassen. 5/5 Sterne