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Dreamworx

Posted on 1.2.2021

"Liebe darf nicht nur schenken und geben. Liebe muss tausendmal verzeihen." (Gertrud Maassen) Francis Gleeson und Brian Stanhope sind nicht nur Kollegen im Polizeidienst, sondern von nun an mit ihren jeweiligen Familien auch Nachbarn im kleinen New Yorker Vorort Gillam. Schon bald freunden sich auch die Kinder der beiden Familien an, Peter Stanhope und Kate Gleeson sind unzertrennlich. Francis Ehefrau Lena hat sich sehr darum bemüht, mit Anne Stanhope Freundschaft zu schließen, doch diese ist von Anfang an sehr zurückhaltend, ja fast unfreundlich abweisend und zudem gegen die enge Beziehung zwischen ihrem Sohn und der Nachbarstochter. Als die beiden Teenager sich trotzdem eines abends wieder einmal heimlich treffen wollen, dreht Anne völlig durch und verursacht ein für beide Familien tragisches Unglück, deren Schuld sie alle für immer aneinander kettet, während der Schmerz sie buchstäblich voneinander trennt… Mary Beth Keane hat mit „Wenn du mich heute wieder fragen würdest“ einen unterhaltsamen und anrührenden Familienroman vorgelegt, der sich über den Zeitraum von mehreren Jahrzehnten erstreckt und die Handlung aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet. Der flüssige und emotionale Schreibstil der Autorin gewährt dem Leser schnell Eintritt in die Welt der beiden Familien, deren gemeinsame Geschichte bereits in den 80er Jahren beginnt und bis ins Jahr 2017 reicht. Durch die wechselnden Kapitel der einzelnen Protagonisten erlebt der Leser nicht nur deren Gedanken- und Gefühlswelt, sondern erfährt auch einiges über die Vergangenheit der Gleesons und der Stanhopes, was oftmals ihre Handlungsweise und ihre getroffenen Entscheidungen erklärt. Durch die immer wieder wechselnden Sichtweisen bekommt der Leser einen sehr guten Eindruck der Gesamtsituation, wobei die Autorin so einiges an Themen auf den Tisch bringt, die erst einmal verdaut werden wollen. Da geht es nicht nur um Gewalt, Alkoholabhängigkeit, Untreue, Einsamkeit sowie manisch-depressive Störungen, sondern auch um die Allgewalt der Liebe und was ein Mensch ertragen kann, der tief und innigst liebt. Ist er in der Lage, das Unverzeihliche zu verzeihen, und weiter bedingungslos zu lieben? Das Schicksal der beiden Familien ist nicht aufgrund nachbarschaftlicher Verhältnisse so eng miteinander verknüpft, sondern aufgrund der Beziehung, die sich zwischen ihren Kindern entwickelt. Durch eine Tragödie werden alle Personen auseinandergesprengt, jedoch driften Kate und Peter im Verlauf der Jahre wieder aufeinander zu, heiraten sogar und stellen ihre Liebe über die Ereignisse, die sie einmal getrennt haben. Dass diese nicht einfach so vergessen sind und es harter Arbeit bedurfte, bis sie an diesem Punkt angelangt sind, setzt die Autorin in ihrer Geschichte gut um und lässt den Leser dabei so manche Achterbahn der Gefühle durchlaufen. Die Charaktere sind facetten- und detailreich ausgestaltet, wirken mit ihren menschlichen Eigenheiten glaubwürdig und authentisch, so dass sich dem Leser ihr Leben wie auf einem Präsentierteller darbietet, wobei er dem einen oder anderen oftmals sehr nahekommt. Kate ist der Inbegriff einer starken und mutigen Frau, die selbstlos diejenigen unterstützt, die sie liebt. Vor allem ihren Ehemann Peter ist sie eine unglaubliche Stütze, hadert dieser doch immer wieder mit dem Schicksal. Anne ist eine Gefangene ihrer selbst, sie kann nicht aus ihrer Haut aufgrund ihrer Krankheit, mit der sie ganz allein zurechtkommen muss, den Ehemann Brian ist ihr nie eine Hilfe, ganz im Gegenteil dreht sich seine Welt eher nur um sich selbst und er lässt er eher Ignoranz walten in Bezug auf Anne. Im Vergleich dazu ist die Ehe von Francis und Lena geradezu harmonisch zu nennen. „Wenn du mich heute wieder fragen würdest“ ist ein vielschichtiger Roman, der mehrere Schicksale in sich birgt und gefühlvoll alle Seiten aufzeigt, mit denen die Menschen nach einer Tragödie hadern. Das Leben ist nie schwarz oder weiß, sondern birgt unendlich viele Zwischenschattierungen, die jede für sich gemeistert werden muss. Berührende Geschichte mit verdienter Leseempfehlung, mit Shakespeares „Romeo und Julia“ allerdings kaum zu vergleichen.

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