Charleen
Wow, wow, wow … wo soll ich am besten anfangen? Ich habe über ein Jahr auf den dritten Band dieser Reihe gewartet und bin vor Freude fast geplatzt, als das Buch endlich bei mir ankam. Jennifer’s Schreibstil, die Art und Weise, wie sie ihre LeserInnen in die Irre führt, um sie dann irgendwann ganz plötzlich und unerwartet zu überraschen und sie sprachlos zurückzulassen, ebenso wie ihr Talent, Charaktere zu erschaffen, die einem im Laufe der Zeit so sehr ans Herz wachsen, als wären sie wirklich Freunde oder Familie - all das ist mehr als faszinierend und bewundernswert. Sie fesselt einen mit dem, was sie schreibt und zieht einen so tief in den Bann der Geschichte, dass es fast unmöglich ist, dort wieder herauszukommen. Wenn ich aber ehrlich bin, ist es in den meisten Fällen tatsächlich sogar so, dass ich, wenn ich ihre Bücher lese, auch überhaupt nicht mehr zurück in die Realität möchte. Ganz streng genommen passiert in diesem Buch gar nicht allzu viel - das Ende mal ausgenommen. Das habe ich aber als überhaupt nicht schlimm empfunden, weil man dafür eine ganze Menge an neuen Informationen bekommt. Man erfährt mehr über Daedalus’ Projekte, über Evie und was genau - abgesehen von einem Menschen - sie noch ist und wofür sie zu dem gemacht worden ist, was sie eben ist. Man bekommt einen viel besseren und genauer Einblick in die Dinge, die sich die ganze Zeit schon hinter den Kulissen und im Verborgenen abgespielt haben, macht ebenso erschreckende wie faszinierende Entdeckungen und erfährt auch endlich mehr über Luc & den Zweck, für den er überhaupt erst erschaffen worden ist. Ich habe wirklich an den Seiten geklebt und jedes noch so kleine Puzzleteil, das mir hingeworfen wurde, in mich hineingesaugt, in der Hoffnung, am Ende endlich alles zu verstehen. Dem war natürlich nicht so, aber innerhalb dieser 600 Seiten wurden mir trotzdem unglaublich viele meiner Frage, die ich nach Ende des zweiten Bands hatte, endlich beantwortet. Wovon mir dieses Buch unglaublich viel gegeben hat und was auch mein Highlight in diesem & den vorherigen Bänden war? - Luc & Evie. Ich LIEBE diese beiden Charaktere so unwahrscheinlich doll, dass ich noch immer verzweifelt nach einem Wort, das stärker als „Liebe“ ist, weil ich das Gefühl habe, dass das nicht annähernd meine Gedanken und Gefühle bezüglich der beiden beschreibt. Während Evie nach und nach eine wahnsinnige Entwicklung durchmacht und zu einer der mutigsten, stärksten, selbstbewusstesten, bewundernswertesten und defintiv coolsten Protagonistinnen überhaupt wird, die sich immer mehr als wahre Kämpferin entpuppt, ist Luc einfach Luc. ABER „einfach Luc" zu sein bedeutet, dass man jemand ist, dem man nur mit Haut und Haaren verfallen kann! Nur er schafft es, sowohl Evie als auch einen selbst als LeserIn, in den traurgisten, schlimmsten, schwierigsten und nervenaufreibendsten Situationen mit dem was er sagt, entweder zum Lachen zu bringen oder in einem drin so viele Schmetterlinge zum Leben zu erwecken, dass man an nichts anderes mehr als an diese denken kann. Ich glaube, ich kann wirklich offen und ehrlich sagen, dass die Liebesgeschichte der beiden meine absolut liebste ist. Der Beschützerinstinkt, den Luc Evie gegenüber besitzt. Die Art und Weise, wie er sie immer anschaut - nämlich so, als wäre sie wirklich ALLES für ihn. Wie man in jedem Wort und jeder seiner Berührungen sehen und spüren kann, dass genau DAS auch der Fall und Evie wirklich das Einzige von Bedeutung in seinem Leben ist. Die Dinge, die er zu ihr und über sie sagt und bei denen man in jedem einzelnen Wort seine unendliche Liebe zu ihr heraushören kann. Und was das alles während des Lesens mit einem macht. All das sorgt dafür, dass diese Liebesgeschichte etwas so Einzigartiges für mich ist. Diese beiden lösen so krasse Emotionen bei mir aus, dass ich überhaupt keine Ahnung habe, wie ich sie in Worte fassen soll. Hinzu kommt, dass all diese Dinge andersherum genauso gelten. Die Liebe, die Evie für Luc empfindet, ist seiner Liebe zur ihr in nichts nach. Diese beiden verbindet etwas, das so mächtig und besonders ist, dass man selbst nur davon träumen kann, auch einmal so etwas erfahren zu dürfen. Ich hatte so oft Bauchkribbeln, Gänsehaut und Tränen der Rührung in den Augen, dass ich schon gar nicht mehr mitzählen kann. Und ich habe so sehr mit Evie und Luc mitgefühlt, mitgefiebert, mitgekämpft, mitgehofft, mitgelitten und mitgeliebt, dass mich dieses Buch nicht nur auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle geschickt, sondern mich emotional wirklich komplett ausgelaugt hat. Neben Luc & Evie sind die Nebencharaktere ein weiteres Highlight für mich gewesen. Nicht nur, weil man Daemon und Katy, sowie Dee, Archer, Bethany & Dawson hier nebenher weiterhin auf ihrem Lebensweg begleiten darf und sich somit noch immer nicht ganz von ihnen verabschieden muss. Sondern auch, weil man hier die Nebencharaktere, die mit dieser Reihe neu dazukamen, immer mehr ins Herz schließen, sowie noch einmal neue Charaktere kennen und lieben lernen durfte. Die Beziehungen untereinander mögen nicht ganz unkompliziert sein, aber zwischen all diesen Menschen und Nicht-Menschen herrscht ein unglaublicher Zusammenhalt, eine Verbundenheit und tatsächlich auch eine Liebe, die mehr als greifbar ist und die mich mir hat wünschen lassen, ebenfalls dazuzugehören und ein Teil dieser einzigartigen Gemeinschaft zu sein. Tja, und dann ist da das Ende. Das Ende, das ich tatsächlich irgendwo habe kommen sehen, aber auf das ich trotzdem nicht vorbereitet war - einfach, weil man auf sowas gar nicht vorbereitet sein KANN. Ich glaube, ich habe auf den letzten Seiten aufgehört zu atmen, weil ich mich auf nichts anderes mehr als auf dieses Buch konzentrieren konnte und auch gar nicht wollte. Dieses Ende ist ebenso episch wie zerstörerisch und hat wirklich dafür gesorgt, dass meine Nerven noch immer absolut blank liegen. Ich bin der Meinung, auf einmal so viel mehr verstanden zu haben und habe gleichzeitigt das Gefühl, etwas ganz Entscheidendes übersehen zu haben. Ich bin schockiert und sprachlos und mir zudem ziemlich sicher, dass mein Herz nicht mehr als ein Ganzes in meiner Brust schlägt, sondern in Millionen von Einzelteilen zersplittert auf dem Boden liegt. Denn anders kann es nach diesem Ende gar nicht sein. Mir wurde genommen, wovor ich die ganze Zeit über am meisten Angst hatte, es zu verlieren und es gibt so unfassbar vieles, was ungeklärt ist. Egal, wie leer sich alles andere in mir anfühlen mag - mein Kopf ist dafür umso voller mit Fragezeichen. Aber auch, wenn mich dieses Ende wirklich zerstört hat und das zunächst ja nicht gerade positiv klingt, zeigt es eigentlich nur, WIE SEHR ich dieses Buch geliebt habe. Denn wäre es anders gewesen, hätte es nicht die Macht gehabt, so ein Chaos in mir drin auszulösen. Keine Ahnung, was ich jetzt in all der Zeit machen soll, bis der nächste Band erscheint und wie ich in diesem Unwissen weiterleben soll. Aber ich vermute mal, dass ich das schon irgendwie herausfinden werde … oder nicht? „Redemption - Nachtsturm“ ist auf jeden Fall schon jetzt eines meiner absoluten Jahreshighlights und gehört generell zu den allerbesten Büchern, die ich bisher gelesen habe.