letterrausch
Clary Fray ist fünfzehn und fühlt sich von ihrer alleinerziehenden Mutter etwas erdrückt. Als diese dann auch noch am Anfang der Sommerferien völlig überraschend und überstürzt mit Clary auf das Landhaus eines Freundes fahren will, platzt Clary der Kragen. Schließlich hatte sie schon reichlich Pläne für den Sommer geschmiedet. Und die sollen jetzt alle nichtig sein? Da bringt sie lieber erst einmal etwas Abstand zwischen sich und ihre Mutter und geht mit ihrem besten Freund Simon in einen Club feiern. Dumm nur, dass sie dort etwas sieht, was sie nicht hätte sehen sollen. Auch dumm, dass ihre Mutter derweil entführt wird und die gemeinsame Wohnung völlig durchwühlt und später leergeräumt wird. Offenbar waren die Einbrecher auf der Suche nach etwas … So beginnt Cassandra Clares Fantasy/Young Adult-Reihe über die „Chroniken der Unterwelt“. Es soll sich bald herausstellen, dass Clary Fray natürlich nicht irgendeine Jugendliche ist. Nein, sie gehört dem uralten Geheimbund der Schattenjäger an, die die Menschheit vor Dämonen beschützen und Schattenwesen (wie Vampire und Werwölfe) in Schach halten, sollten diese zu frech werden. Bald ist sie mit ihren neu gewonnenen Schattenjägerkumpels (inklusive dem unheimlich attraktiven und vorwitzigen Typen, in den sie sich natürlich sofort verknallt) den Entführern ihrer Mutter auf den Fersen und muss sich dabei mit bösen Dämonen, Werwölfen, Vampiren, Hexenmeistern und der leidigen Tatsache herumschlagen, dass ihre Mutter sie offenbar ihr Leben lang verhext hat, um dieses klitzekleine Detail mit den Schattenjägern vor ihr geheim zu halten. Die typischen Probleme einer Fünfzehnjährigen halt. Natürlich geht alles – irgendwie – gut aus, aber auch nicht so gut, dass man auf die nächsten Bände (und da gibt es reichlich) nicht neugierig wäre. Cassandra Clare hat ein Universum mit endlosem Potenzial geschaffen, indem man es sich durchaus gemütlich machen kann. Die guten Charakteren sich richtig, richtig gut. Und im Gegenzug dazu ist der Erzfeind aber auch richtig, richtig böse. So böse, dass er eigentlich schon als Karikatur seiner selbst überzeugt. Aber da es sich hier um ein Jugendbuch handelt, kann man das wahrscheinlich verzeihen. Wann, wenn nicht als Teenager kann man die Welt einfach mal schwarz und weiß sehen. Und schließlich muss man als Autor ja auch irgendwie seine Leserschaft im Auge behalten. Gegen Ende zieht sich der Showdown etwas in die Länge und einiges hätte sprachlich durchaus schöner gekonnt (wobei das natürlich auch an der Übersetzung liegen kann), aber man bekommt trotzdem, was man erwartet: Eine flotte, nicht allzu komplizierte Geschichte um ein junges Mädchen, das plötzlich ungeahnte Abenteuer erlebt. Da darf die Zielgruppe gern mitträumen (und schließlich gibt es ja auch noch den unheimlich attraktiven und vorwitzigen Typen, siehe oben). In zukünftigen Bänden wird Cassandra Clare sicherlich weiter an ihrem Universum bauen, das hier im Auftaktband noch nicht in allen Details ausformuliert ist. Es soll ja schließlich auch über die Romanze zwischen Clary und Jace (das ist übrigens der Name des unheimlich attraktiven und vorwitzigen Typen) hinaus noch spannend bleiben und Neues zu entdecken geben, wenn man Band zwei bis sechs aufschlägt. In diesem Sinne, ich gehe jetzt lesen.