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mrsrabe

Posted on 28.1.2021

„Früher mochte ich meinen Namen. Als Kind in den 1970ern wurde ich im Segelcamp von allen Trump genannt. Es machte mich stolz, nicht weil der Name mit Macht und Immobilien verbunden war (damals war meine Familie außerhalb von Brooklyn und Queens unbekannt), sondern weil mir der Klang gefiel. Er passte zu mir, einer toughen Sechsjährigen, die sich vor nichts fürchtete.“ So beginnt Mary L. Trump ihr Buch „Zu viel und nie genug“, das den Untertitel trägt: Wie meine Familie den gefährlichsten Mann der Welt erschuf. Die Autorin ist promovierte klinische Psychologin und - sie ist die Nichte von Donald Trump. Es ist weniger ein politisches Buch als ein sehr persönliches und eine private Abrechnung mit dem gesamten Familienclan. Mary L. Trumps Vater Freddy war der ältere Bruder Donalds. Ihrem Vater gibt die Autorin sehr viel Raum in diesem Buch Er galt als schwarzes Schaf der Familie, als Loser und er verstarb mit 43 Jahren. Freddys vermeintliche Schwäche war es, sich nicht dem despotischen Familienoberhaupt Frederick Trump unterzuordnen. Im patriarchalischen System der Trumps gab es keine elterliche Zuneigung oder Geborgenheit. Es war und ist eine Familie, in der alles nach Geld und Erfolg gemessen wird und in der es für Menschlichkeit keinen Platz gab. Als Kind lernte Donald keine Grenzen kennen, lernte nicht „richtig“ und „falsch“ zu unterscheiden, weil es keine Konsequenzen für sein Tun gab. Als den Eltern das Verhalten des eigenen Kindes zu unbequem wurde, steckte man ihn kurzerhand in die New York Military Academy. Die Mutter war erleichtert, darüber, den Sohn nicht mehr um sich zu haben. Dieses Familiengefüge ist nach Ansicht der Autorin verantwortlich für die Persönlichkeitsstruktur ihres Onkels Donald, der vier Jahre lang die vereinigten Staaten von Amerika regierte. Trumps Vorgeschichte als Unternehmer und „Fernsehstar“ ist längst nicht so großartig, wie er vorzugeben glaubt. Mit ihren Einblicken in die Familiengeschichte beleuchtet Mary L. Trump dysfunktionales Verhalten und eine narzisstische Persönlichkeitsstruktur. Als Psychologin hat die Autorin das grundsätzliche Zeug dazu, gibt keine Ferndiagnose ab. Als Mitglied derselben Familie darf sie sich dazu äußern, auch wenn die professionelle Distanz fehlt. Warum also dieses Buch? Für die Autorin ist es eine Aufarbeitung der eigenen Herkunft. Dabei traut sie sich viel, hat aber auch nach dem Tod der Großmutter und einem zermürbendem Erbschaftsstreit keine positive emotionale Bindung zum Familienclan mehr. Für die Leserin ist ein ungemein spannendes Porträt einer Familie. Wäre es ein Roman, man könnte es nicht besser erfinden. Vor seiner Wahl wurde Donald Trump las „Clown“ unterschätzt. Man darf sich zurecht fragen, was es ist, dass er immer noch Millionen von Wählern hatte. Ein weiteres Mal unterschätzen sollte man diesen Mann nicht.

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