Profilbild von Buchdoktor

Buchdoktor

Posted on 28.1.2021

Prudence, die Icherzählerin der Geschichte, verbringt ihre Ferien in einem kleinen Häuschen auf Cape Cod, gemeinsam mit ihrer Nichte Betsey, der Köchin Olga und dem Kater Ginger. Da das Haus so winzig ist, können sie leider nur zwei von Prus zahlreichen Freunden als Besucher unterbringen, obwohl es erheblich mehr Interessenten gäbe, die gern einen kostenlosen Urlaub am Meer verbringen würden. Als ein „ölig“ wirkender Schriftsteller tot aufgefunden wird, tritt Asey Mayo auf den Plan, eine männliche Version der Miss Marple. Zu klären ist, wer über Motiv, Waffe und Gelegenheit zur Tat verfügte. In einem Ferienort haben die Leute viel Zeit, andere zu beobachten, so dass es viele Beobachtungen und viele Meinungen gibt. Asey muss zunächst ordnen, welche der Aussagen zu gebrauchen sind. Asey kann sich den Luxus eines Daueraufenthaltes auf Cape Cod erlauben, wie später noch herauskommen wird. Der Mann ist ein vielseitiges Faktotum, der zur See gefahren ist, als Koch gearbeitet hat und aus alten Zeiten viele nützliche Verbindungen pflegt. Asey schulden viele Leute noch einen Gefallen und im Fall des toten Schriftstellers fordert Asey diese Gegenleistungen zügig ein. Natürlich tickten die Uhren damals noch in anderem Tempo, so wird z. B. ein Telegramm mit einer Frage losgeschickt und die Antwort geduldig abgewartet. Asey wendet erfolgreich die Taktik an, sich weit dümmer zu stellen, als er ist und die Befragten möglichst lange im Unklaren zu lassen, worauf er mit seinen Fragen hinaus will. Im Vergleich zu Cape Cods detektivischer Geheimwaffe gibt Sheriff Slough Sullivan ein eher schwaches Bild ab. Auch Prudence beteiligt sich rege an den Ermittlungen, sagt man ihr doch nach, die Instinkte ihres Vaters, eines Strafverteidigers, geerbt zu haben. Als 80 Jahre alten Krimi, der in einem Urlaubsort spielt, kann man Taylors ersten Band mit Vergnügen als Gesellschaftsroman lesen. Hier hängt der Entdecker eines Toten nicht wie in modernen Krimis würgend über dem Blumenbeet, sondern die Damen fallen wirkungsvoll in Ohnmacht und werden mit Ammoniakdüften wiederbelebt. Autos haben Räder mit hölzernen Speichen und unterscheiden sich offenbar so wenig von Kutschen, dass aus einem erfolgreichen Kutschenbauer ein erfolgreicher Automobilproduzent wird, dessen Nachfolger Bill mit zum Detektivpersonal des Krimis gehört. In diesem Kriminalfall werden sehr viele Personen aktiv, die Autorin legt viele Fährten aus. Allein die Sprache ihrer Figuren lässt einen beim Lesen vom Hundertsten ins Tausendste kommen. Beim Nachschlagen, was ein Zweidollarwort gewesen sein könnte, bin ich auf einer Webseite hängengeblieben, die auswertet, wann und wie häufig früher bestimmte Ausdrücke benutzt wurden. Das Buchcover in hellen Tönen signalisiert leichte Urlaubslektüre – zu heiß sollte es beim Lesen allerdings nicht sein, sonst könnte man sich zwischen Taylors Handlungsfäden leicht verirren.

zurück nach oben