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madl_books

Posted on 28.1.2021

1944. Während der zweite Weltkrieg wütet, ist Egidius Arimond als einer der wenigen Männer in seinem Dorf in der Eifel geblieben. Als Epileptiker wurde er als Lehrer entlassen und Zwangssterilisiert. Nun kümmert er sich als Imker vor allem um seine Bienenvölker, die er von seinem Vater übernommen hat und übersetzt Dokumente seines Vorfahren Ambrosius (um 1489) aus dem Lateinischen. Weil sein Bruder ein bekannter Pilot und Kriegsheld ist, wurde er von den Nazis bislang nicht deportiert. Und trotzdem muss er jeden Tag um sein Leben bangen. Er hilft nämlich Juden bei der Fluch und bringt sie in präparierten Bienenstöcken zur belgischen Grenze. Norbert Scheuer schildert uns in „Winterbienen“, in einer einfachen, ruhigen und bewegenden Sprache, das Leben eines Ausgestoßenen in Zeiten des Krieges. Besonders gelungen ist hier die Wahl, wie uns der Autor diese Geschichte erzählt. Nämlich im Form von Tagebucheinträgen. Das macht das Leseempfinden noch um einiges intensiver. Denn man hat das Gefühl Egidius direkt in seine Seele zu blicken und hautnah dabei zu sein. Was er fühlt, wie es ihm mit seiner Kranken ergeht und was hier geschieht hat mich zutiefst berührt und gleichzeitig beeindruckend. Den Mut und den Willen den Egidius hier an den Tag legt ist einfach bemerkenswert. Aber auch die tägliche Arbeit, die er mit seinen Bienen hat, war sehr interessant und wurde hier auf eine intensive Art mit eingebaut. Ich mochte das Buch wahnsinnig gern und fand es vor allem sehr bewegend. Was mich lediglich ein wenig gestört hat, waren die eingestreuten Übersetzungen Arimonds. Das waren die einzigen Textstellen, die mich aus meinen Lesefluss etwas raus gebracht haben. Aber ansonsten ist dieses Buch unglaublich gut. Und ich kann es jedem, der bewegende Geschichten aus dieser Zeit mag, sehr ans Herz legen.

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