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shades_of_paper

Posted on 25.1.2021

„Hingabe“ von Bénédicte Belpois ist ein Roman, der eine Menge Diskussionspotential bereitstellt. Um mir eine abschließende Meinung über das zu machen, was ich hier gelesen habe, brauchte ich erst einmal einige Tage Bedenkzeit. Schauplatz unserer Ausgangslage ist ein kleines, fiktives Dorf auf dem spanischen Festland, in dem wir den grobschlächtigen Großbauern Tomás kennenlernen. Er ist nach dem Tod seiner ersten Ehefrau alleinstehend und nicht gerade für seine Umgänglichkeit bekannt. Unsere zweite Hauptfigur Suiza fällt Tomás eher zufällig in die Hände. Auf eine fast schon barbarische Weise meldet er seinen vermeintlichen Anspruch ihr gegenüber an. Von den Charakteren konnte ich zunächst mit keinem wirklich sympathisieren. Tomás hat zum Teil verstörende Gedankengänge, die für mich als Frau oftmals nur schwer zu ertragen waren. Er schien mir beinahe ein bisschen etwas von einem wilden Tier zu haben. Obwohl er in seiner Vergangenheit sogar studiert haben soll, fand ich seine Weltsicht extrem einseitig und beschränkt. Auch mit Suiza konnte ich zunächst wenig anfangen. Da sie selbst kein spanisch spricht und sich auch in ihrer eigenen Muttersprache scheinbar nur schwer ausdrücken kann, war es für mich zuweilen schwer, ihre Gedankengänge und Motivationen nachzuvollziehen. Die Wendung, die die Geschichte durch Tomás Krankheit nimmt, hat mir nicht sehr gefallen. Allerdings ist das in diesem Fall rein subjektiv und eine absolute Geschmackssache, da ich persönlich einfach nicht gern über Krankheiten lese. Im Laufe der Handlung machen beide Charaktere, ganz besonders jedoch Tomás, vielschichtige Charakterentwicklungen durch. Diese sind allerdings nicht immer direkt von Dauer, da er häufig in alte Muster zurückverfällt und nicht ganz mit seinen Vorstellungen brechen kann. Ich persönlich fand die Charaktere beinahe ein wenig überzeichnet, doch wie die Autorin es geschafft hat in diesen wenigen Seiten eine so unfassbare Dynamik zu erschaffen hat mich durchaus beeindruckt. Das Ende habe ich so nicht kommen sehen und mich hat es ziemlich nachdenklich und ein wenig erschüttert zurückgelassen.

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