daslesendesatzzeichen
Der Titel, den ich Euch empfehle, ist etwas für die Seele – ein echter „Seelenwärmer“, den ich im Sommer begeistert verschlungen habe. Leider fehlte mir damals die Zeit, mir Stichpunkte zu notieren – jetzt fehlt mir die Zeit, das Buch nochmals durchzulesen. Es wird also ein bisschen „schwubbelig“, aber das Wichtigste ist ja die Emotion, die geblieben ist, wenn ich an dieses Buch denke und es in den Händen halte. Der Titel lautet „Bären füttern verboten“, verfasst wurde er von der Autorin Rachel Elliott, manchen schon bekannt durch ihren ersten Roman „Flüstern mit Megafon„, für den sie für den Women’s Prize for Fiction nominiert wurde. „Bären füttern verboten“ erzählt von der Endvierzigerin Sydney, die ihr Päckchen mit sich herumschleppt, seit sie ein kleines Mädchen war, denn damals verunglückte ihre Mutter tödlich im hübschen englischen Ferienort St. Ives. Die Familie ist seither nicht mehr wirklich glücklich geworden, die Geschwister und der Vater haben sich entfremdet. Eines Tages beschließt Sydney alleine, ohne ihre Lebensgefährtin Ruth, an diesen Ort zurückzukehren … Wir begleiten Sydney dorthin, aber wir begleiten auch viele andere Personen, die an diesem Ort leben oder mit ihm verwoben sind. Der Perspektivenwechsel macht es einem anfangs nicht ganz leicht, man braucht ein wenig, um das zu begreifen und sich auf diesen Wechselrhythmus einzustellen – doch dann läuft es immer geschmeidiger. Wir schauen in die Innenleben vieler Personen, deren Wege sich auf irgendeine Weise innerhalb des Romans kreuzen – somit werden die vielen losen Erzählstränge wunderbar warmherzig miteinander verflochten. Sie haben alle ein unterschiedliches Schicksal und doch haben sie gemeinsam, dass sie alle suchen nach einem Weg, der ihnen das lebenswerte Leben auch wieder als solches präsentiert. Sie alle sind ängstlich und doch lernen sie mutig zu werden, wachsen … vielleicht nicht über sich hinaus, das klingt immer so nach Hollywood und Kitsch, doch dies hier ist alles im Rahmen des realistisch machbaren. Sydney begegnet Menschen dort in St. Ives, unterhält sich und vor allem geht sie dort ihrer großen Leidenschaft nach – dem Freerun. Dabei handelt es sich um eine besonders akrobatische Version des Parkours – gerne auch auf Dächern in Städten, die schön eng bebaut sind. Doch hier an diesem Ort geschieht, was noch nie geschah: Sydney setzt einen falschen Schritt – und plötzlich ist alles anders, denn sie stürzt … Wenn ich das Buch als warmherzig beschreibe, ahnt man, dass sich in diesem Buch keine weiteren Dramen ereignen und das Ende positiv ist – es muss also niemand Angst haben um Sydney, alles wird auf die eine oder andere Art gut – und das ist ja das, was sich die meisten Leser in dieser Zeit so sehr wünschen: Bücher, die gerne anstrengend sein dürfen, die einen fordern – die einen aber nicht zusätzlich deprimieren. Dieses Buch schafft, vielleicht auch, weil die Autorin Psychotherapeutin ist und die Charaktere daher sehr differenziert beschreiben kann, dass man eintaucht in die Lebensthemen der Protagonisten, mit ihnen zusammen aber erleben darf, wie sie Wege finden, ihr Leben auf gute Weise zu verändern. Ein positives, ermutigendes Buch, das man jedem unter den Baum legen kann, der ein Herz hat