trinschen
„Der Geschichtenerzähler“ ist ein vielschichtiger Roman, bei dem ich am Ende aber das Gefühl hatte, nicht alle Schichten und Anspielungen vollständig erfasst zu haben. Das Buch geschrieben als Lebensrückblick von Petter, dem Betreiber des Autorenhilfswerkes. Bereits als kleiner Junge hatte er eine überbordende Fantasie und liebte nichts mehr, als Geschichten zu erfinden. In der Schule übernahm er gegen Bezahlung die Hausarbeiten seiner Mitschüler, später begann er, seine Ideen und Synopsen an Autoren zu verkaufen. So wurde das Autorenhilfswerk gegründet und Petter, der im Geheimen agierte (offiziell arbeitet er in einem Verlag) wird ein erfolgreicher Mann. Eines Tages scheint sein Geheimnis aber aufzufliegen... Der Hauptteil der Geschichte besteht aus dem Lebensrückblick von Petter, sie ist gespickt mit vielen Geschichte, die er seiner Mutter, seiner Freundin oder auch seinen Kunden erzählt. Das letzte Drittel spielt in der Gegenwart. Petter ist bereits auf der Flucht und hat gerade seinen Lebensrückblick beendet, da trifft er auf eine geheimnisvolle Frau, die sein Leben nochmal grundlegend verändert. Mir hat die gesamte Idee des Buches gefallen, die Institution des Autorenhilfswerkes, bei dem man sich eine Idee für ein Buch, einen Film oder ein Theaterstück kaufen kann, die dann nur noch ausgearbeitet werden muss. In wie weit das eine Anspielung auf den realen Literaturbetrieb ist, kann ich nicht einschätzen, aber vermutlich gibt es viel mehr Ghostwriter, als man als Leser vermutet. Vor allem die erzählten Geschichten waren vollständige Kurzgeschichten innerhalb der Haupthandlung, so was habe ich bisher noch nie gelesen. Petter selber war für mich eine zwiespältige Figur. Einerseits hat mir sein Talent für gut durchdachte Geschichten sehr gut gefallen, gleichzeitig fand ich ihn immer unsympathischer, je länger ich gelesen habe. Er wirkt so kalt und emotionslos, dafür ist auch das erlebte Trauma in seiner Kindheit keine wirkliche Erklärung. Er wirkt eher wie eine Maschine als ein richtiger Mensch.
