Merle
Inhalt: Tamara liebt nichts mehr als das Onlinespiel „Prefix of Death“ und als TamBear zockt sie dieses sogar recht erfolgreich. So erfolgreich sogar, dass sie die Chance erhält Mitglied im Elite-Gamerteam „Heros of Prefix“ zu werden. Einziges Problem: sie akzeptieren keine Frauen in ihrem Team. Kurzerhand verkleidet sich Tamara also mit Hilfe ihres besten Freundes Myc als Mann und schafft es so ins Team. Doch nun sieht sie sich mit Problemen konfrontiert mit denen sie nie gerechnet hätte, denn im Team gibt es jede Menge Geheimnisse und auch die e-Sportsszene hat viele Schattenseiten. Und dann muss Tamara auch unbedingt etwas gegen die beginnende Verliebtheit tun, denn James Farck, Teamleiter von „Heros of Prefix“, ist der letzte Mann in den sie sich verlieben sollte. Meine Meinung: Die Thematik rund um e-Sports hat mich direkt angesprochen und ich war ziemlich gespannt auf die Geschichte von Tamara, allerdings fiel mir der Einstieg nicht so leicht. Obwohl der Prolog wirklich toll war und gut in die Handlung eingeführt hat, aber ich hatte einfach meine Probleme mit Tamara. Sie ist mit ihren siebzehn Jahren noch recht jung und dementsprechend manchmal etwas naiv. Aber besonders mit ihrem Verhalten ihren Eltern gegenüber kam ich einfach nicht klar und konnte es oftmals nicht nachvollziehen. Im Laufe der Geschichte hat sich das aber zum Glück etwas gebessert und ich bin dadurch irgendwann vollkommen in der Geschichte versunken. Auch Dank des Schreibstils, der schön locker und flüssig ist und dafür gesorgt hat, dass ich ab der Hälfte quasi nur noch durch die Seiten geflogen bin. Besonders toll beschrieben fand ich die Gaming-Szenen. Sie waren sehr lebendig und haben mir wahnsinnig Lust darauf gemacht mal wieder selber zu zocken. Und ein weiterer Pluspunkt mit Blick aufs Gaming ist das Noobikon (Noob-Lexikon) am Ende des Buches, in dem alle genannten Gaming-Ausdrücke erklärt werden. Tatsächlich musste ich nur zwei- oder dreimal ein Wort nachschlagen, aber selbst wenn einem die Begriffe nicht so geläufig sind, stören sie in keiner Weise den Lesefluss. Wie schon anfangs gesagt, hatte ich meine Startschwierigkeiten mit Tamara. Sie ist eigenwillig und legt nicht viel Wert auf die Meinung anderer. Eigentlich liebe ich starke und unabhängige Protagonistinnen, aber Tamara hat mir (besonders) anfangs Kopfschmerzen bereitet. Ihr Verhältnis zu ihren Eltern ist nicht sonderlich gut, da sie kein Verständnis für ihre Leidenschaft haben und sie immer im Schatten ihrer Schwester steht. Erst als sie sich als Junge verkleidet und so zu Tibor wird, verbessert sich so langsam das Verhältnis. Denn Tamara wird nicht nur für ihre Zeit mit „Heros of Prefix“ zum Jungen, sondern dauerhaft und macht ihren Eltern weis, dass sie sich als Mann wohler fühlt und ab sofort Tibor heißt. Dieser Aspekt hat mir wahnsinnige Bauchschmerzen bereitet, weil ich es absolut unverständlich fand, warum Tamara ihren Eltern vorgespielt hat, dass sie Transgender sei und sie nicht einfach eingeweiht hat. Klar, ihre Eltern waren gegen das Zocken, aber haben sie trotzdem unterstützt, als sie die Möglichkeit bekam Teil eines Elite-Teams zu werden. Und das hätten sie ja wahrscheinlich auch getan, wenn sie die Wahrheit gewusst hätten, immerhin war es ihnen wichtig, dass Tamara auf eigenen Beinen steht und durch diese Möglichkeit hat sie endlich eigenes Geld verdient. Außerdem fand ich auch die Bemühungen der Mutter anstrengend, ihre Tochter dazu zu bewegen wieder ein Mädchen sein zu wollen. Durch ihre Verkleidung sorgte Tamara immer wieder für komische Situationen, weil sie ziemlich unbedacht an die Sache rangegangen ist und so oft in brenzlige Situationen geriet. Trotz dieser Startschwierigkeiten fand ich, dass Tamara eine starke Persönlichkeit mit eigenem Kopf ist, die trotz Hindernisse nie ihr Ziel aus den Augen lässt. James Farck - wo soll ich nur bei ihm anfangen? Er ist für mich lange Zeit undurchschaubar geblieben und kaum wird ein Geheimnis aufgedeckt, kommt auch schon das nächste das Fragen aufwirft. Auch wenn es immer mal wieder Situationen gab, in denen ich ihm gerne mal ordentlich die Meinung gegeigt hätte, gab es auch Moment, in denen ich ihn manchmal gerne tröstend in den Arm genommen hätte. James Farck ist sicherlich nicht die einfachste Person und hat eine Menge Probleme, trotzdem hat er es geschafft sich still und heimlich in mein Herz zu schleichen. Die Spannung baut sich langsam auf, aber spitzt sich dann immer weiter zu und Tamaras Situation wird immer verzwickter. Durch all die Irrungen und Geheimnisse wird nicht nur Tamara immer verwirrter, sondern auch ich als Leserin wusste irgendwann nicht mehr, wem ich noch trauen und glauben darf. Und selbst als ich dachte, das Rätsel gelöst zu haben, wurde ich am Ende nochmal ordentlich überrascht. Je mehr sich die Situation zugespitzt hat, desto weniger konnte ich das Buch aus der Hand legen und etwa nach der Hälfte habe ich es gar nicht mehr aus der Hand gelegt. Und obwohl ich eigentlich viel zu lange gelesen habe und normalerweise zu der Zeit zu der ich es beendet habe, schon seit zwei Stunden schlafe, war ich am Ende so aufgekratzt, dass ich überhaupt nicht einschlafen konnte und im Kopf immer wieder das Ende durchgespielt und überlegt habe, wie es im zweiten Band weitergehen könnte. Als ich das Buch angefangen habe, war mir nicht bewusst, dass es quasi ein e-Sports-Thriller ist, aber je mehr die Thrillerelemente zum Vorschein kamen, desto mehr habe ich es geliebt. Und dieses Ende! Es hat mich wirklich wahnsinnig gemacht, aber auf eine gute Art und Weise. Noch sind zwar ein paar Fragen offen, aber ich hoffe, dass sie in Band zwei geklärt werden. Und ich bin schon unglaublich gespannt, wie es mit Tamara weitergeht. Fazit: „Prefix of Death“ ist aber mehr als nur ein e-Sports-Thriller und auch wenn das Gaming natürlich im Fokus steht, bleibt auch noch Raum für andere Themen, wie Freundschaft, Selbstfindung, Gier und natürlich Liebe. Falls ihr also mal etwas anderes lesen wollt, dann kann ich euch das Debüt von Jill H. Heinrichs wirklich nur wärmsten empfehlen.