Merle
Inhalt: Mit MULTIPLA entführt uns die Autorin Arya Black in eine Stadt, die durch Kriege und Umweltkatastrophen so sehr zerstört wurde, dass die Luft giftig und das Wasser verseucht wurde. Viele Lebewesen sind dadurch mutiert und der Alltag ist ein Kampf ums Überleben. Und in dieser Welt lebt die Bastlerin Delyla, die versucht sich und ihre kleine Katze Molly mit ihrer Werkstatt über Wasser zu halten. Tagein und aus verbringt sie in ihrer Werkstatt, umgeben von Schätzen aus längst vergangenen Zeiten. Den Kontakt zu anderen Menschen versucht sie auf ein Minimum zu beschränken, denn ihre Mutation sorgt immer wieder für schräge Blicke. Als sie jedoch einen mysteriösen Auftrag von dem DWZ-Beamten MacKunning erhält, muss sie ihre Werkstatt verlassen und gerät dabei nicht nur einmal in Lebensgefahr. Meine Meinung: Holy Guacamoly, dieses Buch! Auch wenn vielleicht nicht alles perfekt war, habe ich es wahnsinnig geliebt! Oftmals sind Dystopien nach einem ähnlichen Konstrukt aufgebaut: eine Gruppe Jugendlicher gegen die Regierung. Nicht so hier. Unsere Protagonistin muss mit den Behörden zusammenarbeiten und ist davon überhaupt nicht begeistert, denn sie will doch nur in ihrer Werkstatt hocken und alte Möbel restaurieren. Aber sie ist quasi der" Chosen One" und damit bleibt ihr nichts anderes übrig, als dem verdammt charmanten MacKunning beim Kampf gegen die Untergrundorganisation Aletheia zu helfen. Arya hat faszinierende ambivalente Charaktere geschaffen. Delyla verbringt den Großteil ihrer Zeit mit ihrer Katze Molly und der Umgang mit anderen Menschen fällt ihr schwer. Trotzdem sitzt ihr Herz am rechten Fleck und zeigt eins um andere Mal, dass es ihr auch nicht an Humor mangelt. Als sie jedoch unfreiwillig zu einem Kämpfer des Systems wird, lernt sie nicht nur sich selbst besser kennen, sondern lernt auch, dass es manchmal gar nicht so schlimm ist, wenn man anderen Menschen sein Vertrauen schenkt. Besonders McKunning kommt sie immer näher und kann ihre Emotionen nicht wirklich einordnen und versucht sich ihre Gefühle zunächst auszureden. Deyla ist ein Waisenkind und hat keinerlei Erinnerungen an ihre Kindheit, doch im Laufe der Geschichte tauchen immer wieder Erinnerungsfetzen auf. Und gerade diese Fetzen haben mich unfassbar neugierig auf Delyla (und den zweiten Teil) gemacht. MacKunning mochte ich auf Anhieb. Er ist einfach genau mein Typ Bookboyfriend. Er ist charmant, hat eigentlich immer einen kecken Spruch auf den Lippen und versteckt hinter seinem selbstsicheren Auftreten eine traurige Seele. Und obwohl Delyla und er sich gerade erst kennenlernen, ist er immer für sie da und hilft ihr unbewusst dabei sich weiterzuentwickeln. Die Beziehung zwischen den Beiden fand ich sehr süß und hat nicht nur einmal ein breites Grinsen bei mir verursacht. Allerdings muss ich auch sagen, dass ich einige Dinge, seien es Aussagen von MacKunning oder Handlungen etwas vorhersehbar, aber das hat dem Lesevergnügen überhaupt keinen Abbruch getan. Die Beziehung der Beiden hat sich langsam und glaubhaft aufgebaut und hat dabei nie die Haupthandlung überlagert. Allerdings wirkte es am Ende etwas überstürzt auf mich und mir fehlten ein paar grundlegende Gespräche. Aber im Großen und Ganzen mochte ich die Dynamik und Chemie zwischen den Delyla und MacKunning sehr gerne und bin gespannt, wie es sich im zweiten band entwickeln wird. Das dystopische Setting mochte ich unglaublich gerne und lässt sich wohl am ehesten im Biopunk einordnen, denn die Menschen können das Haus nur noch mit einer Atemschutzmaske verlassen, da die Luft sie ansonsten vergiften würde. Arya hat eine unglaublich interessante Welt geschaffen, über die ich gerne noch viel mehr gelesen hätte. Denn mal ehrlich, wie cool muss eine Stadt sein, die auf Zahnrädern gebaut wurde? Die Spannung der Handlung hat sich konsequent aufgebaut, wobei das Ende dann auf einmal etwas plötzlich kam. Aryas Schreibstil mochte ich sehr gerne und die Seiten flogen nur so dahin. Allerdings haben sich zwischendurch ein paar kleinere Fehler eingeschlichen, wie doppelte Wörter oder Sätze, die in ihrem Aufbau keinen Sinn ergeben haben. Außerdem gab es ein paar kleinere Dinge, die mir nicht ganz schlüssig erschienen. Und können wir nochmal kurz über das Cover sprechen? Ich liebe es so sehr! All diese kleinen Elemente passen so gut zu der Geschichte und jedes Mal entdecke ich noch ein neues Detail. Und dann dieser kleine Text überall zwischen den Zeichnungen - es ist so toll! Und definitiv mal etwas Anderes. Fazit: Arya Black hat mit MULTIPLA ein Buch geschrieben, dass mit seiner Gesamtheit einen Nerv bei mir getroffen hat. Sie zeichnet ein düsteres Bild der Zukunft und zeigt damit nicht nur Probleme auf, die uns in der Zukunft erwarten könnten, sondern auch auf das aktuelle Zeitgeschehen zutreffen. MULTIPLA ist unglaublich spannend und authentisch geschrieben und definitiv eines meiner Highlights diesen Monat! Wer also mal etwas Neues lesen möchte, sollte zu MULTIPLA greifen. Aber MULTIPLA besticht nicht nur mit seinem Inhalt, sondern auch mit seinem Äußeren. Matabooks ist ein Verlag, der seine Bücher aus Reis, Gras und Zuckerrohr herstellt und dabei auf giftige und tierische Klebstoffe verzichtet. Die Bücher sind also vegan, umweltfreundlich, recyclebar und ökologisch abbaubar.