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joberlin

Posted on 22.1.2021

Von Sabine Friedrich hörte ich zum ersten Mal 2012 als sie ihr Großwerk "Wer wir sind" veröffentlicht hat. An diesem sehr umfassenden Roman über den deutschen Widerstand hat die Autorin sechs Jahre gearbeitet und ihre sehr genaue Recherche bildet sicher auch die Grundlage für ihre neue Romantrilogie. Im ersten Teil "Einige aber doch", 2019 erschienen, wird schwerpunktmäßig die Widerstandsorganisation "Rote Kapelle" vorgestellt. In diesem zweiten Band "Was sich lohnt" nun geht es um Widerstand aus Militär-, und Adelskreisen sowie aus dem sozialdemokratischen Bereich um Julius Leber und aus dem kirchlichen Bereich um Dietrich Bonhoeffer. Das Buch schildert in Romanform die Ereignisse, die zum Entschluss des aktiven Handels gegen Hitler geführt haben und dabei auch den möglichen eigenen Tod hinzunehmen. Oft wurde angemerkt, dass Handlungen insbesondere des Militärs gegen den menschenverachtenden Diktator erst viel zu spät erfolgten. Tatsächlich wandten sich erst Im Laufe des Kriegs zunehmend auch eine Reihe anfänglicher Anhänger vom Nationalsozialismus ab und wurden zu Gegnern des Regimes. Adelige spielten eine oft eine führende Rolle. Dies gilt sowohl für die politischen, kirchlichen und insbesondere für militärische Widerstandskreise. Sabine Friedrich zeigt in ihrem Buch, dass Überlegungen zum Kampf gegen Hitler jedoch schon wesentlich früher erfolgten. Sie geht dabei chronologisch vor. Orte und Personen wechseln also häufig und führen für mich zu einem eher verwirrenden als erklärenden Ablauf der Geschehnisse. Warum in diesem Roman die Familie von Lehndorff in Steinort fehlt, ist unverständlich. Frau Friedrich will in diesem Buch einfach zu viel, meine ich. Vielleicht wäre eine eher sachliche Herangehensweise bei dieser Vielzahl an Personen und Orten doch der bessere Weg gewesen. Die gewählte Romanform verfusselt sich in vielen alltäglichen Details und lenkt zu sehr vom eigentlichen Fokus ab. Das ist schade, schmälert jedoch nicht die große Leistung der Autorin, mit ihrem Werk die Akteure gegen Hitler dem Vergessen zu entreißen und vielleicht gerade über den Romanweg einem jüngeren Publikum näher zu bringen.

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