Matzbach
Volker Ulrich beschreibt in "Acht Tage im Mai" die letzte Woche des Dritten Reiches, wobei der Fokus auf der Regierung Dönitz liegt, die nach dem Selbstmord Hitlers im Führerbunker, mit dem das Buch auch beginnt, von Norddeutschland aus die Geschicke des untergehenden Staates lenken sollte. Deren Plan war es, möglichst viele Zivilisten und Soldaten vor der vorrückenden Roten Armee zu retten, weshalb man die Kampfhandlungen im Westen einstellen wollte, Optimsten rechneten sogar damit, dass die westalliierten sich zu einem gemeinsamen Vorgehen gegen den Kommunismus gewinnen lassen würden. Doch, oh Wunder, die Briten und die US-Amerikaner spielten nicht mit. Sie bestanden auf einer Gesamtkapitulation. Die Regierung Dönitz unterlief dies teilweise durch Teilkapitulationen einzelner Heeresgruppen und spielte auf Zeit, allerdings davon überzeugt, dass sie auch nach der Kapitulation weiterhin die legitime deutsche Regierung sein werde. Himmler bot gar an, seine SS in den dienst des kommenden Staates zu stellen. Diese paar Schlaglichter sollen verdeutlichen, wie realitätsblind die Dönitz-Regierung und viele andere Deutsche waren. Die Verbrechen wurden mit keinem Wort erwähnt, im Gegenteil, man begann sofort an der Legende von der sauberen Wehrmacht und der bösen SS zu stricken, die für fast 40 Jahre Anerkennung fand. Aber die Darstellung bietet nicht nur diese Sicht, im Gegenteil, sie ist ein Panoptikum verschiedener Sichtweisen, es kommen ebenso die einfachen Menschen, Widerständler, KL-Insassen, gegnerische Soldaten zu Wort, die angesprochenen Ereignisse sind vielfältig, seien es der Massenselbstmord von Demmin, die Todesmärsche oder die Massenvergewaltiigungen im Osten. Das alles ist nicht wirklich neu, aber Ullrich gebührt das Verdienst, es unternommen zu haben, das Kriegsende auf anschauliche und multiperspektivische Art zu veranschaulichen.