Lenislesestunden
Sobald von einem gruseligen Anwesen die Rede ist, in diesem Fall einem einsamen Jagdhaus mitten im Wald, bin ich prinzipiell schon mal dabei. Und wenn dann noch blutige Familiengeheimnisse und ein investigativer Journalist hinzukommen, kann ja eigentlich nicht so viel schiefgehen. Oder? ;) Rachel, 26, ist der festen Überzeugung, dass sie ihre Eltern erschossen hat. Seit ihrem elften Lebensjahr befindet sie sich deshalb auf eigenen Wunsch in einer geschlossenen Psychiatrie. Als der Journalist Trevor sie zu den Geschehnissen befragt und sie zum ersten Mal den offiziellen Polizeibericht liest, wird ihr bewusst, dass eindeutige Fakten dagegensprechen, dass sie den Doppelmord tatsächlich begangen hat. Sie entlässt sich selbst und kehrt zurück in, genau, das einsame Jagdhaus ihrer Familie, in dem bis heute ihre Schwester und ihre Tante leben. Dort versucht sie, die wahren Umstände der Tragödie aufzudecken. Welche Rolle spielte dabei ihre psychopathische Schwester? Waren noch andere Personen im Spiel, oder hat ihr Vater, so die "offizielle" Version, tatsächlich zuerst seine Frau und dann sich selbst getötet? Und weshalb hat Rachel dann so eine klare Vision davon im Kopf, wie sie selbst mit einem Gewehr neben den Leichen ihrer Eltern steht? Erzählt wird die Geschichten auf zwei Zeitebenen, kurz vor dem Tod von Rachels Eltern und in der Gegenwart. Man fliegt nur so durch die Seiten, die ganze Atmosphäre rund um das Anwesen und die angrenzende Natur (Rachels Eltern erforschten Amphibien und Bären auf ihrem eigenen Grundstück) haben mich sofort gepackt. Ab ca. der Hälfte des Buches fand ich den Plot leider etwas dünn. Vieles, was Rachel nach und nach herausfindet, konnte ich recht früh vorausahnen, und mir fehlten ein bisschen die Überraschungsmomente zwischendurch oder zumindest diese eine unvorhergesehene Wendung am Ende. Alles in allem ein solider, trotzdem auch spannender Thriller, der mich aber leider nicht komplett überzeugen konnte.