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joberlin

Posted on 20.1.2021

John Boynes neues Buch "Die Geschichte eines Lügners" ist ein sehr gut geschriebener literarischer Psychothriller der Extraklasse, mit allem, was zu einer interessanten, anspruchsvollen, spannenden Lektüre gehört: Konstrukt, Inhalt, Stil – hier stimmt einfach alles! John Boyne erzählt die Lebensgeschichte des Schriftstellers Maurice Swift, eines manipulativen great pretender, der Menschen anzieht, ausnutzt und wieder abstößt. Schön ist er, dieser Menschenfänger, mit Intelligenz und Sexappeal betört er Männer wie Frauen. Doch ist er nicht fähig eine echte, eine tiefergehende Beziehung aufzubauen, denn diesem Narzissten sind Gefühle wie Empathie, Loyalität, Liebe völlig fremd: " Warum fühle ich das nicht auch, fragte er sich. Warum empfinde ich nie etwas, bei niemanden?" Eiskalt, ehrgeizig und skrupellos verfolgt er seine Ziele, denn "….. irgendwie war ein Leben, in dem es nur mich gab und ich jede meiner Entscheidungen alleine traf, das Ideal." Und es sind verhängnisvolle Entscheidungen, die das Romangeschehen zügig vorantreiben, dabei schreibt Boyne nie ausufernd, kein Wort ist hier zu viel und einmal begonnen, kann man das Buch kaum noch aus der Hand legen. Boyne fabuliert mit großer Freude und Kalkül die Boshaftigkeiten seines Protagonisten Maurice Swift und lässt diesen erst zu spät erkennen: "Es mussten gar nicht die Geschichten anderer sein. Ich hatte meine eigene Geschichte." Der Roman gibt übrigens auch interessant-amüsante Einblicke in den modernen Literaturbetrieb. Und ja - Missgunst, Eifersüchteleien, Gerangel um Agenten und Preisnominierungen stehen hier im Vordergrund. Absolut lesenswert!

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