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sinnesgleich

Posted on 19.1.2021

Sie sind auf dem Weg, ihre erwachsenen Kinder in Seoul zu besuchen. Doch als sie mit ihrem Mann in die überfüllte U-Bahn steigen will, passiert es: Mutter geht in der Menschenmenge verloren. Trotz monatelanger Suche bleibt sie spurlos verschwunden. Mit der Zeit wird sowohl ihren Kindern als auch ihrem Mann erstmals bewusst, was diese Frau für sie alle war – und vor allem, wer sie eigentlich war. Eine der Sachen die ich mit dem Erwachsenwerden realisiert habe ist, dass Mama und Papa neben ihrer Rolle als Eltern eben auch nur Menschen mit ganz eigenen Persönlichkeiten, Wünschen und Zielen sind. Die Liebe und Fürsorge die sie uns schenken, halten wir meist für selbstverständlich. Ähnlich ist es in Shin Kyung-Sooks Geschichte: erst als Mutter verschwindet, bemerken die Familienmitglieder das Loch das sie in ihrer Mitte zurücklässt. Während ihre Kinder und Ehemann sie anfangs noch als lästig, zu mütterlich und weltfremd betitelten, wird ihnen im Lauf der Suche bewusst, wie viel sie für ihre Familie getan, sie mit Haut und Haar geliebt und dabei sich selbst vergessen hat. Der Schreibstil ist ganz wunderbar! Ich hab mir während des Lesens einige Stellen markiert. Auch die Erzählperspektive fand ich super gewählt. Die Geschichte an sich ist furchtbar traurig und macht sehr betroffen, hatte aber vor allem gegen Ende einige, meiner Meinung nach überflüssige, Längen. "Please Look After Mother" ist eine bewegende Geschichte die zum nachdenken anregt. Leider konnte sie mich aufgrund einiger Längen jedoch leider nicht vollkommen abholen. Ich hätte mir ein bisschen mehr emotionalen Tiefgang und Spannung gewünscht. Für mich ein Fall von kann man lesen, muss man aber nicht.

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