kingofmusic
„Wir sind in diese Welt geworfen. Wir haben keine Wahl.“ (S. 57) Hannah Arendt – eine mir bisher weitgehend unbekannte Philosophin. Das hat sich nun dank der im DTV-Verlag erschienenen Graphic Novel „Die drei Leben der Hannah Arendt“ von Ken Krimstein (übersetzt von Hanns Zischler) und einer Leserunde grundlegend und nachhaltig geändert :-). Ich habe zwar schon die ein oder andere Graphic Novel auf dem SuB liegen, dies war jedoch die erste, die ich bewusst „gelesen“ habe. Nun fragt die Eine oder der Andere sich wahrscheinlich, wie man das Leben einer Person in gut 240 Seiten mit Zeichnungen und (naturgemäß) wenig Text packen und es so spannend gestalten kann, dass die geneigte Leserschaft daraus auch noch etwas „mitnimmt“. Natürlich hat Ken Krimstein nicht Hannah Arendt´s komplettes Leben in seine Graphic Novel gepackt – stattdessen hat er wichtige Stationen aus ihrem Leben „gepickt“, die den (ihren) Weg schon sehr deutlich aufzeigen und an dessen Ende die geneigte Leserschaft (zumindest ich *g*) ein Gefühl dafür bekommen hat, wie Hannah Arendt zu ihren Überzeugungen, ihrer Denkweise und ihrer letztlich von Martin Heidegger (bei dem sie in Marburg studiert und den sie einen Großteil ihres Lebens geliebt hat) losgelösten Philosophie gekommen ist. Ich maße mir nicht an, diese Philosophie in Gänze verstanden zu haben – dafür wurde dann doch zu viel nur „angerissen“, was jedoch kein Vorwurf an Ken Krimstein sein soll. Außerdem heißt es in der „Anmerkung zur deutschen Ausgabe“, dass es keine Biographie im wissenschaftlichen Sinne darstelle, sondern eine „Interpretation ihres Lebens, eine biographische Fiktion mit textlich tradierten Anleihen aus ihrem Werk, aufbauend auf der Biographie von Elisabeth Young-Bruehl.“ (S. 237) Dennoch hat mich das geniale Bild-/Text-Konstrukt (bei dem es sich wirklich lohnt GENAU hinzugucken, da die teilweise wie „einfach nur schnell hin skizziert“ wirkenden Bilder oft das genaue Gegenteil sind!) so überzeugt, dass ich mich nun weiter mit Hannah Arendt, ihrem Leben, ihrer Philosophie und ihren Veröffentlichungen beschäftigen werde. Denn eins ist trotz der Kompaktheit (und der daraus resultierenden Unvollständig- und Skizzenhaftigkeit) dieser Graphic Novel deutlich geworden: Hannah Arendt war eine Frau, die in ihrem Denken ihrer Zeit voraus war, die sich in einer Männer-dominierten „Intellektuellen“-Szene durchsetzen musste und darum auch häufig „aneckte“, es aber bis heute geschafft hat, in den Köpfen der Menschen zu bleiben. 5* und eine klare Leseempfehlung! ©kingofmusic