Nikola
Traust du dich die Flügel auszubreiten und dich dem zu stellen, das noch kommen mag? Olivia reist zurück nach Zürich. Ein Ort, den sie gerne gemieden hätte, wäre ihre Großmutter nicht an Alzheimer erkrankt. Ein Ort, der sie mit der Vergangenheit konfrontieren könnte, die sie bis heute verdrängt. Plötzlich taucht auch noch André Edelmann auf und scheint seinem Namen alle Ehre zu machen, denn er drängt sie nicht, sondern versucht ihr zu helfen, zu erfahren, was damals passiert ist und was es mit dem Schmetterling auf sich hat. Zudem ist da noch Tom, ihre Jugendliebe, mit dem sie immer noch etwas zu verbinden scheint, das andere nicht unbedingt verstehen können. Damit nicht genug, wird manches komplizierter als gedacht, anderes entpuppt sich als Trugschluss, denn nur eins scheint die Wahrheit offenbaren zu können, die Erinnerung an das Ereignis vor zehn Jahren. Olivia wirkt von Anfang an etwas unnahbar und verdeutlicht bereits auf den ersten Seiten, dass sie ein schweres Päckchen zu tragen hat. Ihr Verhältnis zu anderen Menschen ist schwierig. Lediglich mit Tom und irgendwie auch André Edelmann scheint sie auskommen zu können und ersterer hilft ihr dabei, aufzutauen. Es hat wirklich Spaß gemacht, Olivia zu begleiten, denn neben ihrer Trauer, ihrer ungewissen Vergangenheit und den für sie oft unangenehmen Situationen wirkt sie keineswegs weinerlich, sondern eher verschlossen, zutiefst verletzt. Auch ihre sich anbahnenden Gefühle zu Tom entdeckt sie auf ganz eigene Weise. Ihre Großmutter wirkt auf den Leser sehr unsympathisch, was einen Olivia nur noch mehr verstehen lässt. So manchmal fragt man sich, wohin diese Geschichte noch führen wird, was passieren soll. Erst so nach und nach entdeckt man, was wirklich los ist und das manches eben doch anders ist als gedacht. Ein-zwei schrullige Charaktere, wie beispielsweise Toms Schwester, und auch die Großmutter, die im Laufe der Geschichte anders wahrgenommen werden kann und deren Erkrankung auf bedachte und sehr nachvollziehbare Weise geschildert wird, gehören dazu. Viele Fragezeichen werden so am Ende des Buches ausradiert werden können und ein Ende entsteht, mit dem man so nicht rechnet. Der Klappentext führt mehrere Ereignisse und so erlebt der Leser immer wieder neues zu den verschiedenen Handlungssträngen, nur um am Ende einen, den einzig wahren, verfolgen zu können. Die Autorin liefert dies alles mit einem atmosphärischen Schreibstil, der eine ganz eigene Stimmung entstehen lässt. Romantik, Spannung, Drama, aber auch Witz vereinen sich und beflügeln diese Geschichte. Da liegt es nur noch an Olivia, diese Flügel auch auszubreiten. Olivias Entwicklung war etwas ganz Besonderes für mich, wie der Schmetterling auch. Für diese vielschichtige Geschichte vergebe ich so nichts anderes als 5/5 Sternen, oder gar Schmetterlingen? ;)