kingofmusic
Kurz aber nicht schmerzlos In einem unbekannten Land…Schade, dass ich nicht hören kann, wie viele von euch jetzt „vor gar nicht allzu langer Zeit“ vor sich hin summen *g*. Spaß bei Seite. Dave Eggers geht in seinem Roman bzw. seiner Novelle „Die Parade“ den Weg der Anonymität und lässt die Handlung in eben jenem unbekannten und unbenannten Bürgerkriegsland spielen, dass überall auf der Welt liegen könnte. Das Land ist arm; es liegen Müllberge auf den Straßen, Kinder spielen in oder mit verrosteten und verbrannten Kriegsfahrzeugen…Und doch hält der Fortschritt „Einzug“ in Form einer schnurgeraden asphaltierten Straße, die den Norden mit dem Süden des Landes verbindet und auf der nach Fertigstellung eine Parade des Präsidenten stattfinden soll und die den Menschen Hoffnung bringen soll. Die Asphaltierung liegt in Händen von zwei Mitarbeitern einer ausländischen Straßenbaufirma sowie einer Hightechmaschine. Während „Vier“ für die Verkörperung des stets stur geradeaus blickenden tüchtigen Arbeiters steht, ist „Neun“ ein unorthodoxer Lebemann, der Kontakt zu den Einheimischen aufnimmt, die Arbeit auch mal Arbeit sein lässt und sich und seinen „Vorgesetzten“ in Lebensgefahr bringt. Aufmerksame Leser:innen haben schon gemerkt: es gibt keine Namen in dieser Erzählung; das erhöht die Anonymität und hat dadurch meiner Meinung nach auch etwas dystopisches an sich. Beim Lesen von „Die Parade“ stellt sich der geneigten Leserschaft unweigerlich die Frage, ob Hilfe von „außen“ wirklich immer Hilfe bedeutet; ganz besonders, wenn es auf das (erwartbare), jedoch zu keiner Zeit vorhersehbare Ende zusteuert, welches mit seiner kurz gefassten Erwähnung umso schauriger und brutaler wirkt. Alles in Allem eine nachhaltig wirkende Story, die mich von der ersten bis zur letzten Seite absolut überzeugt hat. Dave Eggers gehört wohl nun auf die Liste der „Will ich mehr von lesen“-Autoren. 5 makellos geteerte Sterne und eine absolute Leseempfehlung! ©kingofmusic