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gletscherwoelfchen

Posted on 17.1.2021

Siebenbürgen im Jahr 1942: Während eines Dorffestes lernt die junge Selma den Soldaten Johann kennen und lieben. Als er kurz darauf nach Russland geschickt wird, ist sie am Boden zerstört. Nach dem Krieg wird Selma gemeinsam mit ihrer kranken Schwester Irma in ein Arbeitslager verschleppt. Schnell wird klar, dass eine Flucht die einzige Hoffnung auf das Überleben ihrer Schwester darstellt. Inmitten von ständigen Schikanen, pausenloser Überwachung und bitterer Kälte muss Selma stark sein - auch um Johanns Willen. Denn er wird nach einem Kampfeinsatz noch immer vermisst... "Am Himmel drei Sterne" war mein erster Roman, der sich intensiv mit der Verschleppung von Deutsch-Rumänen nach Russland zur anschließenden Zwangsarbeit beschäftigt. Ich finde, dass dieser historische Roman die schockierenden Ereignisse sehr gut aufgreift, unterhält und gleichzeitig informiert. Gleich zu Beginn der Geschichte hat mich der Schreibstil Maya Freibergers packen können. Er ist flüssig und relativ schlicht, aber dennoch einfühlsam und äußerst prägnant. Als Leser lernt man schnell die Protagonistin Selma näher kennen, die sofort sympathisch wirkt. Von Anfang an wird die besondere Bindung zu ihrer Schwester Irma deutlich. Im Laufe des Buches dann zeigt sich diese immer stärker. Es ist bewundernswert, wie sehr sie sich für Irma einsetzt, was sie für sie in Kauf nimmt und wie bedingungslos ihre Liebe zu ihr ist. Ich ziehe den Hut vor ihrer Loyalität, ihrer unerschütterlichen Stärke und ihrem Mut. Aber nicht nur ihrer Schwester gegenüber zeigt sich Selma emphatisch. Auch anderen Lagerinsassinen steht sie zur Seite, glaubt stets an das Gute im Menschen und gibt niemals die Hoffnung auf. Dies ist etwas, wovor ich vollsten Respekt habe. Denn ihre Erlebnisse in Russland sind erschütternd, gerade wenn man sich vor Augen führt, dass sie auf wahren Begebenheiten beruhen. Das Lager wird bedrückend real geschildert, die dunkle, bedrohliche Atmosphäre ist zum Greifen nahe. Die Frauen sind ständigen Demütigungen ausgesetzt, müssen sich mit den einfachsten Lebensverhältnissen arrangieren und ständig mit der Angst umgehen, den nächsten Tag noch Schlimmerem begegnen zu müssen. Als Leser kann ich mir nur vorstellen, was sie ertragen mussten, und doch hat bereits dies seine Spuren hinterlassen. Ich bin mir sicher, dass mich dieser Roman noch eine ganze Weile begleiten wird und kann diese ergreifende Lektüre jedem ans Herz legen, der sich näher mit dem Thema "Zwangsarbeit nach dem 2. Weltkrieg" auseinandersetzen möchte. 5/5 Sterne

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