trinschen
Mein erster Eindruck nach dem Lesen des Klappentextes war: Das liegt außerhalb meiner Lesekomfortzone: Kunst, Nazis, Zweiter Weltkrieg, dem gehe ich sonst eher aus dem Weg. Was mich dann doch überzeugt hat, war der Aufbau des Buches in Form von Tagebuchnotizen. Tom Saller hat wirklich gründlich recherchiert und ein faszinierendes Frauenportrait entworfen. Er hat viele reale Orte, Personen und Begebenheiten mit eingebaut, das hat mich zwischenzeitlich fast daran zweifeln lassen, dass Martha eine fiktive Person ist. So bekommt man einen sehr intensiven Eindruck in die Welt der 1920er und 30er Jahre. Auch die Erzählweise über die beiden Zeitebenen hat mir gefallen, das hat dem Buch die Pausen für die nötigen Zeitsprünge verpasst. Zwei Dinge muss ich trotzdem anmerken: Marthas Gabe, Musik zu sehen/hören/auszudrücken ist zwar deutlich geworden, aber so richtig erklärt wurde sie eigentlich nicht. Sie wird von den Lehrern erkannt und gefördert und dann sind alle glücklich, aber für mich blieb das Besondere daran leider unklar. Die Figur von Heinzchen verleiht Martha etwas Mystisches, das irgendwie zwar zu ihrer Figur und der Handlung passt, sie damit aber auch irgendwie unnahbar macht.